29. November 2011

Streiflicht

So spät im Herbst liegt über unserer Landschaft meist Nebel oder, was noch schöner wäre, Schnee. Nur an wenigen Tagen hat sich der feuchte, kalte Nebel verzogen und die letzten Pflanzen, die im Garten noch aufrecht stehen, wurden von der Sonne zum Leuchten gebracht.


Da muss man sehr schnell sein, denn um diese Jahreszeit bekommt der Garten weniger als sechs Stunden Sonne ab und um 15 Uhr ist sie schon wieder verschwunden.



Mit Raureif sähe das alles viel schöner aus, aber dafür war es noch nie kalt genug oder der Nebel war zu hoch oder ich habe es verpasst. Vielleicht geht es sich heuer aus und ich schaffe ein paar Raureiffotos, bevor der Schnee, den ich mir ja auch langsam wünsche, alles zerdrückt und in die Knie gehen lässt.

Sonst ist nicht viel los im Garten. Man könnte aber bereits vorsichtig in Kataloge linsen... ein paar Beete sehen schon trügerisch leer aus ;-).

17. November 2011

Nebel in den Tälern, Sonne auf den Bergen

Eigentlich würde ich ja richtigen Winter bevorzugen, so mit Schnee und richtig viel Kälte. Stattdessen aber hält sich nun schon die längst Zeit - und ein Ende ist noch in Glaskugeldeutungsferne - unerhört schönes Herbstwetter. Während in den Tälern einmal Nebel, dann doch wieder Sonne, dann Zwischenwelt herrscht, ist es in den Bergen strahlend sonnig. Da ich am Alpenrand lebe, kann ich die zweigeteilte Wettersituation nach meinem Belieben nützen (anders die Armen, die in düsterer Nebelsuppe verharren müssen).




An der Nebelgrenze ist es besonders schön, ich mag den November, wenn er sonnig und neblig zugleich ist. Aber so wirklich wunderschön ist er dann doch im Gebirge. Gestern war ich mit meinem Freund auf dem Scheiblingstein, der Teil der Haller Mauern ist, die im Süden von Oberösterreich die Grenze zur Steiermark bilden. In seiner direkten Nachbarschaft befinden sich der Große und Kleine Pyhrgas und der Bosruck.



Der Aufstieg führte durch Bergwälder mit Zirben und Lärchen, vorbei an Latschenfeldern bis weit über die Baumgrenze, wo auf 2197m ein sehr eisiger und ungemütlicher Wind pfiff. Umso klarer war die Luft und die Fernsicht war ein Wahnsinn, man sah das gesamte Who is Who der nördlichen Kalkalpen (Großer Priel, Spitzmauer, Warscheneck, Schrocken, Hoher Nock, Grimming, Hochtor, Dachstein,...) und auch die Zentralalpen mit einigen Gletschern in den Hohen Tauern schimmerten am Horizont.


12. November 2011

Darf man zum Schutz des Gartens töten?

Jaja, es ist mir bewusst, die Frage ist tendenziös. Und natürlich, auch ich verfluche sie, die Störer des Gartenfriedens, die als Tiere und Pflanzen gnadenlos meine Pläne durchkreuzen und kleine, teure Pflanzen überwachsen, auffressen oder langsam zum Absterben bringen.

Trotzdem töte ich sie ungern, besonders Tiere. Ich habe mich, um dieses Dilemma zu klären und mein schlechtes Gewissen zu beruhigen, zu einem etwas scheinheiligen Kompromiss entschlossen: Ich verwende niemals Gift oder andere chemischen Hilfsmittel und töte nur, wenn das Tier eindeutig Schaden anrichtet. Und dann nur mit den eigenen Händen. Das schränkt die Tötungsmöglichkeiten stark ein, denn Schneckenkorn, Spritzmittel und andere fragwürdige Substanzen kommen für mich nicht infrage. Zusammengerechnet habe ich somit im vergangenen Gartenjahr ein Dutzend Lilienhähnchen zerdrückt und bei vielen Maikäferengerlingen die Nahrungskette beeinflusst, indem ich sie für Amseln ausgelegt oder den Hühnern zugeworfen habe.


Den größten Anteil der von mir getöteten Tiere umfasst allerdings - interessanterweise - Maulwurfsgrillen. Diese faszinierenden und sehr großen Insekten lieben lockere Böden in sonnigen Lagen und sind in den Wiesen, die unseren Garten umgeben, in großer Anzahl vorhanden, sodass sie zahlreich einwandern und meine Staudenbeete besetzen. Sie wären an sich kein großes Problem, da sie sich gerne von tierischem Eiweiß ernähren. Wenn sie allerdings sehr zahlreich vorhanden sind und tierisches Eiweiß knapp wird (sie sind sogar kannibalistisch), ändern sie ihre Strategie und knabbern zarte, kleine Wurzeln, fressen Rasen und Rasensamen und befördern im Gemüsebeet neugepflanzten Salat, Fenchel, Sellerie und auch verschiedenste andere Kulturen durch vollständiges Abbeißen der Wurzeln ins Jenseits.

Daher werden Maulwurfsgrillen, die ich im Garten finde - und das ist beim Graben von ungefähr jedem zweiten Loch der Fall - zerteilt. Das tut mir trotzdem leid, denn es sind schöne und ganz weich behaarte, samtige Tiere mit maulwurfsartigen Grabeschaufeln. Da ich an einem guten Tag allerdings bis zu 50 der hübschen Tiere finde (und im Gemüsegarten nach jeder Pflanzung mindestens ebensoviele Ausfälle zu beklagen sind), hält sich meine Besorgnis über meinen Einfluss auf ihre Verbreitung in Grenzen.


Damit ist meine Grausamkeit allerdings schon erschöpft. Blattläuse werden ignoriert (Gartenbesucherin: "Haben Sie Läuse?" - "Weiß ich nicht, vielleicht." - "Ich habe da nämlich welche gesehen..."), Rüsselkäfer ebenso (ja, sie fressen da und dort Blätter auf. Heucheras wachsen hier sowieso nicht gut. Also: egal) und am egalsten sind mir Pflanzenkrankheiten. Was nicht schön aussieht, wird zurückgeschnitten und wenn es sich nicht erholt, hat es Pech gehabt.

Pech habe ich auch, wenn irgendwo zuviel Unkraut wächst, Winden sich durch Stauden ranken oder andere bösartige Unpflanzen ihr Unwesen treiben. Ich entferne mit der Hand, soweit ich etwas erkenne und bei den Winden so lange, wie die Geduld mich lässt. Manchmal gebe ich auch auf. Niemals aber würde ich mit Chemie nachhelfen.

Das hat durchaus moralische Gründe. Es ist mir nämlich nicht ganz klar, wie man die Definition bestimmter Pflanzen als Unkraut treffen kann, während man andere Gewächse fördert, düngt, siebenmal umpflanzt, gießt und hätschelt. Es ist mir auch ein Rätsel, wie man so versessen auf seine eigene Vorstellung eines schönen Gartens sein kann, dass man das Leben von gartenunkompatiblen Tiere im großen Stil auslöscht. Ja, es gibt hier Schnecken, ja, meine Hosta sind ab Juni angeknabbert, aber so ist das nun einmal, wenn man ein Hobby ausübt, das sich in unmittelbarer Interaktion mit der Wildnis befindet. Da darf man sich nicht wundern, wenn es auch andere gibt, die Hostas schön finden - immerhin wächst nichts auf dieser Welt nur alleine zu unserer Freude; auch wenn wir uns das gerne einreden würden.


Natürlich ärgert ich mich dann trotzdem, wenn etwas verschwunden ist, das ich eigentlich doch gerne zur meiner eigenen Freude gehabt hätte, denn wenn Tiere etwas mögen, teilen sie nicht. Es gibt hier zeitweise Rehe, deren Niedlichkeit keine Chance hat, im direkten Vergleich mit den Auswirkungen ihres Hungers auch nur annähernd zu bestehen; was heißt: Sie fressen alles kurz und klein, was einem lieb und teuer ist und besonderen Geschmack scheinen sie an Geranium gefunden zu haben (Tendenz: je englischer die Pflanze und bislang ungesehener die Blüte, desto leckerer). Ganz klar, bei sowas kommen martialische Gedanken auf. Aber he: Wo unser Garten ist, war früher Wiese, woher kommt mein Recht zu sagen, ein Reh gehöre in den Wald, davon gäbe es doch genug? 


 Was mir besonders wichtig ist, ich lasse Raupen leben. Viele Raupen sind nämlich monophag, das heißt, sie können sich nur von einer Pflanzengattung oder gar nur einer Art ernähren. Wenn man sie also nimmt und freundlicherweise nicht zerdrückt, sondern in die Wiese wirft, wird die Raupe trotzdem sterben (in diesem Zusammenhang: Die Raupen, die gerne auf Fuchsien fressen, sind die des Mittleren Weinschwärmers. 
Man kann sie auf Blutweiderich, Weidenröschen oder Nachtkerzen umsiedeln).

Und nun bin ich schon wieder still. Mir ist aufgefallen, die Naturliebe vieler Gartenbesitzer scheint endlos, solange es nicht um Mäuse, Schnecken und Dickmaulrüssler geht. Darüber hinaus ist man lieber ruhig. Denn wer seine Hostas von Schnecken anfressen lässt und sich nicht einmal ärgert, mit solchen Leuten kann etwas nicht stimmen.

(es macht mich ehrlicherweise etwas nachdenklich, dass ich nur wenige Fotos der von mir so geschätzen Mitlebewesen habe. Das hole ich nach, versprochen!)

8. November 2011

Jahreserie - Die Schattenbeete (1)

Meinen Vorsatz vom letzten Jahr, in dieser Saison zumindest ein paar durchlaufende Aufnahmen bestimmter Beete zu machen, konnte ich leider nur bedingt umsetzen. Ihr seht hier eine der Serien, bei der es noch am besten geglückt ist: Sie zeigt meine liebsten Schattenbeete unter dem alten Apfelbaum.


Leider ist die Vorschau etwas pixelig, aber ihr könnte ja einfach draufklicken. Die Serie erstreckt sich vom Oktober 2010 über die Wintermonate hinweg bis zum heutigen Tag, an dem das letzte Bild aufgenommen wurde. Ich bin mir nie sicher, wann ich den Garten am schönsten finde - im Frühling, wenn alles neu wächst oder im Herbst, wenn es in den schönsten Farben welkt.

2. November 2011

Duftende Stauden (1) - Schatten

Es wird langsam Winter und da wird es schwierig mit aktuellen Themen. Daher starte ich eine neue Serie: Duftende Stauden. Ich hoffe, ich kann ein paar unbekanntere Stauden vorstellen und euch für sie begeistern.

Ich beginne mit Absicht im Schatten, da man dort nicht unbedingt viele duftende Pflanzen vermuten würde. Dabei gibt es eine ganze Menge; man muss allerdings zwischen Pflanzen unterscheiden, deren Blätter duften - diese finden sich viel häufiger in sonnigen Lagen - und welchen, deren Blüten angenehmen Geruch verströmen. Bei den letzteren gibt es die sehr bekannten Maiglöckchen (Convallaria majalis) und einige mit ihnen verwandte Stauden, die schon weniger verbreitet sind.


Da jeder Mensch Düfte anders wahrnimmt, ist es nicht sehr zielführend, Düfte in Kategorien einzuteilen, aber den Geruch, den die Blüten von Lunaria rediviva, dem Ausdauernden Silberling, verströmen, ist der angenehmste und schönste Duft, der mir im Pflanzenreich je begegnet ist. Die mehrjährige Staude hat ähnliche Blüten wie der einjährige Silberling (Lunaria annua), ist sehr robust und kommt in den nördlichen Kalkalpen in feuchten Schluchtwäldern vor. Im Garten ist sie nicht so anspruchsvoll; sie wächst in Schatten und Halbschatten gleichermaßen gut, bildet große Büsche und kann nach der Blüte - sofern man auf den silbrigen Winterschmuck verzichten möchte - bodeneben abgeschnitten werden, ohne Schaden zu nehmen.


Die zweite Duftsensation im Schattenbeet ist Collinsonia canadensis, die im Deutschen Grießwurzel oder Steinwurz genannt wird, was auf die Verwendung ihrer Wurzel in der Homöopathie hinweist. Die Staude stammt aus Nordamerika und ist im Großen und Ganzen sehr unscheinbar. Sie hat große Blätter von dicker Substanz, ist standfest und bildet im Sommer Rispen von kleinen, gelben Blütchen. Die große Überraschung kommt erst im Hochsommer: Die verblühten Rispen, die mit winzig kleinen Härchen besetzt sind und fast klebrig wirken, duften bei Berührung intensivst nach Melisse. Sie ist wie die Lunaria nicht sehr anspruchsvoll und mag alle nicht zu trockenen Böden in halbschattiger bis schattiger Lage.


Selbstverständlich gibt es noch viele weitere duftende Pflanzen für den Schatten. Ich zähle euch einfach mal alle auf, die mir einfallen, aber ich entdecke jeden Frühling etliche weitere und bestimmt kann das noch lange so weitergehen - man schnuppert auch viel zu selten an allen Pflanzen, daher ist es oft schwer zu wissen, welche Pflanzen denn nun duften.
  • Corydalis malkensis - kaum erwähnt, aber dieser weiße Lerchensporn duftet ganz zart. In großen Beständen (auf dem linken Bild zu sehen, allerdings nicht in meinem Garten) wird das natürlich deutlicher, aber auch Einzelpflanzen nimmt man wahr.
  • Convallaria majalis, das Maiglöckchen, duftet bekannterweise. Das tun auch die vielen Sorten, wenngleich nicht so stark, wie etwa das auf dem mittleren Bild zu sehende 'Rosea'. Es gibt auch etliche Varietäten mit panaschiertem Laub.
  • Tellima grandiflora, die Falsche Alraunenwurzel, ist eine dankbare, mittelgroße Staude für alle möglichen halbschattigen Lagen. Sie hat runde, zierende Blätter und ganz feine, luftige Blütenstände, die, man würde es kaum für möglich halten, deutlich duften. Allerdings gibt es Varietäten, die das nicht tun. Daher: Schnuppern und einfach rausfinden (Bild rechts).
  • Speirantha convallarioides - eine Maiglöckchenverwandte mit ähnlichem Duft
  • Allium ursinum, der Bärlauch. Ob Duft oder nicht mehr, das ist Geschmackssache, jedenfalls nimmt diese Pflanze auf jeden Fall einen olfaktorisch Rang im Garten ein!
  • Actaea racemosa - die Silberkerze (früher Cimicifuga), verströmt im Hochsommer und Herbst einen herrlichen Duft im ganzen Garten. Sie sollte nirgends fehlen, zudem ist sie, ganz im Gegensatz zu den anderen Schattenduftern, die eher unscheinbar sind, eine ausgesprochen auffällige Staude.
  • Daphne mezereum, der Seidelbast, blüht ganz im Frühling, oft schon im Februar, und duftet, dass man - gerade nach dem Winter - eindeutig merkt, dass es nun warm wird. Eigentlich sollte man ein paar Daphnes haben und sie im Garten verteilen, damit es überall ein wenig duftet.