27. September 2012

Kleiner Vergleich


Von mir ausnahmsweise ein Post mit ganz wenig Text - nur ein Vergleich der selben Beetpartie von Mitte April bis jetzt. Ich war selbst überrascht: Manche Stauden schummeln sich ohne Ankündigung ins Bild, die weißen Leucanthemellas etwa fallen vor Juli kaum auf, dafür sind sie jetzt der Hingucker schlechthin (bei Fragen zu den Pflanzen bitte gleich etwas sagen!).



22. September 2012

Warum man den Herbst mögen sollte...

 ... und andere Gründe, als Gärtnerin oder Gärtner das Winterhalbjahr positiv zu begrüßen.

Gleich mal vorneweg: Heute war Herbstbeginn und es ist gut, dass nicht alle Menschen die gleichen Jahreszeiten am liebsten mögen und nicht alle bei der Vorstellung heißer Sommertage in Begeisterung geraten, genausowenig, wie alle sich über laue Sommernächte freuen oder warmen Mairegen als Prachtwetter bezeichnen.


Sehr auffällig ist in Gartenkreisen jedoch die Abneigung gegenüber dem Winterhalbjahr. Genaugenommen gilt bei vielen Gärtnerinnen und Gärtnern nur die knappe Zeitspanne zwischen der Himmelschlüsselblüte (und sogar das ist oft zu früh, denn da sind die Nächte noch kalt und der Boden matschig) und dem Hochsommer, knapp vor dem Fund der ersten Cyclame, als "gute" Jahreszeit. Schon der Phlox wird argwöhnisch betrachtet ("Ohje, jetzt wird es Sommer..."), aber ganz schlimm ist es bei den Astern.Vermutlich liegt darin die anhaltende Unpopularität der Gattung Kalimeris allein begründet: Weil der Großteil der Bevölkerung im Juni noch nicht an den Herbst erinnert werden will, den die meisten mit kalten Nebeln, vernichtendem Frost und sterbenden Blumen verbinden.


Dabei hat zweifellos jede Jahreszeit ihre Reize, etwa der Vorfrühling - feucht, klamm, aber die Luft oft schon erfüllt vom Geruch unterirdischen, lauerndem Wachsens - und es ist unklar, warum gerade diese Zeit wegen ihrer dezenten Reize (Winterlinge, Hepaticas,...) nicht als besonders ersehnenswert gelten sollte. Und wenn man nun genau überlegt, müsste nicht der Oktober - taunasse Morgen, der erste Reif auf den Wiesen, tiefblauer Himmel und der Garten voller summender Insekten - der schönste Monat des Jahres sein? Jede Pflanze hat ihr Wachstumsmaximum erreicht, allerortens fallen Samen und Früchte und man kann ohne Angst vor vertrocknenden Pflanzen umsetzen, gestalten und genießen.


Ich mag den Herbst gern. Aus gartengestalterischer Sicht ist er der Höhepunkt des Jahres, denn alle monumentalen Riesenstauden nebst Gräser, Leitstauden und sonstigem Beiwerk haben ihre maximale Höhe erreicht und der Garten befindet sich nun in einem Zustand fortgeschrittener Verwachsung, der, außer wir haben es übertrieben, ganz sicher zum Schönsten gehört, was ein Gartenjahr zu bieten hat: Gräserblüte, Astern und die zarten Pastelltöne der Verwelkung, verbunden vom Licht einer tiefstehenden Sonne - was will man denn noch mehr.


Tatsächlich ist es kaum je möglich, stimmungsvollere Bilder aufzunehmen; weder im Garten, noch in der Natur. Das liegt am tieferen Einfallswinkel der Sonne, der klarerweise auch im Frühling vorkommt. Dann aber ist noch zu wenig Grün in der Landschaft und man sieht zuviele störende Details, wie Nachbarhäuser, Strommasten, Straßenlaternen, Regentonnen und im Bild steckengelassene Spaten. Der Herbst bietet Kulissen, die so etwas locker wegstecken und, wenn doch am Bild zu sehen, so wenigstens üppig kaschieren und mit überbordender Biomasse sowohl Beetgrenzen als auch Pflanzlücken verwischen. Die Formen sind weicher im Herbst, runder und gleichzeitig wilder, ein Garten mag im Frühling kahl wirken, aber im Herbst wird er immer voll sein.

Außer natürlich, man greift zu früh ein. Der Vergänglichkeitsgedanke, seit ewig in unseren Kulturen verankert, treibt offenbar viele dazu, Analogien zwischen welken Blumen und sich selbst zu ziehen. Darunter leidet dann die Stimmung, weshalb man den Gedanken an den Herbst so lange wie möglich verdrängt. Vielleicht ist das der Grund, warum viele ihre Gärten vom Frühling weg frei von allen Welkem halten: Weil sie so länger die Illusion dauernden Wachstums und ungetrübter Knackigkeit erhalten können, die weder im Alltagsleben noch im Garten von Bestand ist; ein durchaus erfreulicher Gedanke, denn ohne Wachsen und Vergehen, Frühling und Herbst, würde keine Jahreszeit mehr ihre Einzigartigkeit haben.


Das Kollektiv jener Bevölkerungsteile, das den Herbst lieber leugnet und unter jedem fallenden Blatt nicht eine Bereicherung der Farbpalette, sondern eine Trübung des frischen Rasengrüns versteht, ist Zielgruppe einer sehr umfangreichen Produktpalette, deren einziger Zweck es ist, die unangenehmen Nebenwirkungen des Herbstes zu unterdrücken: Laubsauger und Laubnetze, verbunden von der sich immer noch sehr zäh verbreitenden Zwangsvorstellung, den Garten im Herbst aufräumen zu müssen.

Natürlich ist das etwas gemein formuliert. Es spricht aus meiner Sicht auch wirklich nichts dagegen, Gartenarbeiten im sonnigen und warmen Herbst zu erledigen, um nicht im kalten Vorfrühling mit nassen Knien durch den Garten robben zu müssen - ein Preis, den ich gerne bezahle, um auch im Winter den vollen 3D-Effekt meines Gartens erleben zu dürfen. Denn aufgeräumte Gärten sind etwa fünf Monate des Jahres zweidimensional; eine erdrückend lange Zeit, wenn man bedenkt, dass von Schlüsselblume bis erster Cyclame in einem durchschnittlichen Jahr sogar nur vier Monate ins Land ziehen.


Daher wäre es erfreulich, wenn Gräser und andere Stauden, die im Herbst und sogar im Winter noch schön aussehen, öfters in Gärten verwendet würden. Vielleicht merken dann noch mehr Menschen, dass ein Garten nicht nur im Frühsommer und Sommer genießenswert ist, sondern auch und gerade im Herbst. Dann würde sich die Gartensaison in den Köpfen der Menschen verlängern, der Herbst wäre nicht nur die Zeit wehmütigen Aufräumens, sondern ein Abschnitt im Jahr, auf den man sich freut und der mindestens ebenbürtig ist mit allen anderen schönen Monaten im Garten. Vielleicht würden dann auch mehr Leute lächeln, wenn sie an den Herbst denken - und die Zeit bis zum Frühling wäre dann viel leichter auszuhalten.

(die Fotos stammen aus den letzten Jahren, heuer ist es - leider - noch nicht so weit)

17. September 2012

Die Farben des Herbstes

Was so theatralisch klingt, ist für mich der Versuch, die schönste Jahreszeit in den sonnigen Staudenbeeten zu beschreiben. Klar ist der Frühling herrlich, mit all den Zwiebelpflanzen und den kleinen Blüten, die auf den leeren Flächen Bienen anlocken, und auch den üppigen Mai und Juni mag ich, aber am besten gefallen mir die Beete jetzt im September.


Es sind die verwischten, unklaren Farben, die alle restliche Farbenprächtigkeit - und es blüht noch jede Menge, auch und gerade sogar in sehr leuchtenden Farben - abfangen und sie bei passendem, tiefem Licht in stimmige, pastellfarbige Bilder verwandelt. Kein Grün des Frühlings kann so schöne Gesamtbilder erzeugen, ohne farbliche Dissonanzen und plumpe Staudengruppen, denn alles ist umspielt von altem Gras, vergessenen Stängeln und welken Resten.


Wichtig sind in solchen Kombinationen weiße Blüten, damit der Gesamteindruck nicht zu düster gerät. Dankbar und insgesamt eine begrüßenswerte Pflanze ist die Silberkerze, die passend blüht und zudem unvermutet gut duftet. Gräser wie auf dem zweiten Bild ein Deschampsia sind ebenfalls unverzichtbar. Zusammen mit Persicaria und Astern ergeben sich verwobene Bilder - im rechten Bild ist es Molinia 'Transparent', das mit Sambucus 'Black Lace', Salvia 'Amber', Helianthus salicifolius und Althea cannabina verschmilzt.


Wer Beete jetzt schon aufzuräumen beginnt, bringt sich um diesen Herbstaspekt, für den alleine sich eine Pflanzung in meinen Augen schon lohnt. Aber natürlich muss man dazu den Dschungel lieben und Mitte August beginnen, einzelne Stauden zurückzunehmen. Dieser Rückschnitt betrifft sowohl Abgeblühtes, das unansehnlich und unstrukturell wird, als auch Stauden, die einfach zu groß geraten. Dieser letzte Schritt ist schwer zu erlernen, vor allem für mich, da ich gerne alles seinen Weg wachsen lasse. Beete profitieren aber von verhaltenem Rückschnitt und es kann durchaus Sinn machen, dem Wasserdost ein paar seiner Triebe zu nehmen, um den Gesamteindruck dynamischer zu halten. Im Idealfall merkt man den Schnitt nicht.


Aster laevis 'Arcturus' ist seit Jahren mein Liebling und ist seit meiner Blogeröffnung vor bald (in drei Tagen) zwei Jahren mit dabei ;-). Mit Calamagrostis brachytricha und Coreopsis tripteris hat sie ebenbürtige Partner gefunden.


Das herrliche Lampenputzergras Pennisetum alopecuroides 'Japonicum' hat sich nach schweren Winterschäden wieder berappelt. Es ist ganz sicher das schönste Gras, hat aber hier sehr zierende Gräser als Begleiter: Direkt gegenüber wächst Achnatherum calamagrostis und das schon bekannte Calamagrostis brachytricha.

So ziemlich in der Bildmitte fehlt ein Hingucker für den Herbst, der das Gras nach vorne hin optisch abfängt. Falls jemand dazu eine Idee hat, bin ich froh. Ansonsten muss ich ein paar Astern reinquetschen. Herbstanemonen wären eine Idee, aber ich bin von deren wuchernden Ausgabe etwas traumatisiert...

12. September 2012

Spätsommer, Bienen... und ein neuer Garten

Falls jemandem meine sporadische Postfrequenz aufgefallen ist: Das liegt nicht daran, dass ich etwa des Postens müde geworden wäre, sondern eher daran, dass ich im Moment an einigen Baustellen gleichzeitig arbeite. Einige sind fertig, andere im Fertigwerden begriffen und andere beginnen erst. Aber alles der Reihe nach.


Im Garten wächst alles, wie es soll - üppig, blühend, mit einem Touch von Welke und rieselndem Laub und morgens mit viel Tau in den Beeten. Wie zu erwarten war, sind besonders die Sommerstaudenbeete jetzt ein Hingucker und Phlox, Eupatorium und Vernonia sind zwar schon wieder am Abblühend, aber die Gräser heben nun erst richtig an und benötigen die anderen Pflanzen als Kontrast. Der nächste Höhepunkt im Garten wird die Blüte der Astern sein, auf die ich mich immer sehr freue.


Und dabei bin ich nicht alleine! Viele, viele Insekten, in den artenarmen und durch Düngung zu Graslandschaften gewordenen Wiesen ist nicht mehr viel zu holen, man muss als Schwebfliege Glück haben, wenn es noch irgendwo Skabiosen gibt. Recht viele scheinen es nicht mehr zu sein, denn meine Scabiosa columbaria (ich war, als ich sie dann gekauft hatte, etwas enttäuscht, dass sie gar so sehr wie eine normale Skabiose aussieht) ist voll besetzt. Ebenso die erblühende Aster ericoides und sämtliche andere Pflanzen des Frühherbstes.


Zusammen mit mir freuen sich aber auch noch andere, nämlich zwei Bienenvölker, die seit Ende Juli am Kompostplatz ihr Heim haben und dort auch fleißig sammeln und züchten. Ein kürzliches Nachschauen hat ergeben, dass beide Völker gut zugelegt haben und ich, bienenumsummt und ob der neuen Aufgabe noch etwas nervös, habe tief im Inneren neue Generationen von Bienen heranwachsen sehen; jetzt noch winzig und vom Aussehen her nur eine Made, bald schon ein pelziges kleines Etwas, das meine Blumen besucht. Ich glaube ich muss nicht noch extra betonen, wie sehr mir diese neuen Gartentiere gefallen!


Mit kräftiger und tatendurstiger Hilfe ("Was, die Hosta? Haben wir gleich!") habe ich vergangene Woche ein paar zu große Hostas geteilt. Was wie ein kurzes Rundherumstechen und Durchsägen aussah, wurde zum dreiviertelstündigen Kraftakt, der beinahe ein paar Gartengeräte als Opfer gefordert hätte (eine sehr massive Metallstange zum Löcher-in-den-Boden-schlagen ist seither verbogen) und ich möchte hiermit jedem ganz ernsthaft ans Herz legen, seine 'Sum and Substance', mag sie noch so schön und imposant sein, beizeiten zu teilen. Wer sie erst zu pflanzen plant, möge hingegen einen Ort wählen, der von rundherum zugänglich ist, sonst kann es länger dauern, diese wuchtige Pflanze aufzunehmen ;-).


Und nun zur größten aktuellen Baustelle: Ein neuer Garten. Er befindet sich in der Streuobstwiese des Hofes, in dem ich mit meinem Freund seit April wohne und ist, im Vergleich zum anderen Garten winzig klein (und nicht sehr weit davon entfernt, es wird also weiterhin Berichte aus beiden Gärten geben). Aber das Umgraben dauern nun doch schon einige Zeit, vor allem, weil wir aus Überzeugung alles von Hand erledigen, umstechen, den Boden - stellenweise reichlich lehmig - von Hand krümeln und dann noch Kompost einarbeiten. Vorgestern nun war es endlich soweit und wir konnten einen Teil - die Schattenpartie unter einem Pflaumenbaum und gleichzeitig nördlicher Abschluss des Gartens - pflanzen.


Hier sieht man, inmitten von Arbeitsgeräten, das neue Beet, es sieht noch ziemlich mickrig aus, aber ich bin zuversichtlich, dass sich das ändern wird. Mögliche Unsicherheitsfaktoren sind Mäuse (mit denen habe ich keine Erfahrung), Feldhasen und Rehe, deretwegen unser Gemüsegarten, existent seit Juni, einen so massiven Zaun erhalten hat. Bis auf die Tomaten, die leider ziemlich unter Braunfäule zu leiden hatten, wächst alles prima. Und damit ich nicht nur Gemüse habe, werde ich nun, sobald es das Wetter zulässt, tatkräftig weitergraben, zumindest habe ich das vor.


Und fast wie die Erfüllung eines Wunsches war das gestrige Nachtgewitter. Heuer gab es viele Unwetter, aber wenige davon waren zum Fotografieren von Blitzen geeignet. Umso mehr hat es mich gefreut, so spät in der Saison - oft gibt es schon ab August kaum mehr nennenswerte Gewitter - eine so beeindruckende Blitzshow zu erleben. Vermutlich war das der Saisonabschluss, aber wohl nur jener des Spätsommers - der Herbst wird bestimmt noch gartentauglich, ich habe noch einiges vor.