31. Januar 2013

Die Anordnung von Beeten (1)

Der Winter kriecht dahin wie eine Nacktschnecke, sprichwörtlich langsam, aber wenn man ein Weile nicht hinguckt, ist er schon ein ordentliches Stück weitergekommen. Es wird also nur mehr wenige Wochen dauern und ich werde erdverschmiert Galanthus vereinzeln und mit nassen Knien Frühblüher fotografieren. Das heißt, es ist nur mehr wenig Zeit für theoretische Gartenthemen ohne aktuellem Bezug.

Der erste Beitrag in dieser neuen, losen Serie entsteht deshalb, weil ich per Mail eine Frage zu Größe und Anordnung von Beeten geschickt bekam, deren Beantwortung für mich selbst sehr spannend war. Ich weiß nicht, wie ihr eure Gärten plant, aber unser Garten ist Stück für Stück entstanden und verändert sich auch weiterhin laufend. Die Gestaltung der einzelnen Abschnitte folgt dabei einem einfachen Prinzip: Es gibt möglichst wenig gerade Linien, sondern immer, wenn es möglich ist, kleinere und größere Ausbuchtungen.

Man könnte zwei Punkte natürlich auch per kürzestem Weg miteinander verbinden, aber in unserem Garten ist fast nur die rechte Variante vertreten.

Was der Sinn dahinter ist? Man überblickt nicht sofort den gesamten Garten, sondern hat Buchten, versteckte Winkel und viele Beetflächen, auf denen man mit höheren Stauden und Gehölzen ein Überblicken der gesamten Anlage unmöglich macht. Diesen Effekt kann man leicht verstärken, indem man an den äußersten Enden der Beete buschige, höhere Pflanzen setzt, die die Einblicke zusätzlich noch erschweren.

Die rötlichen Geraden, die in einem roten Kästchen symbolisieren Blickachsen, die von den Beeten aufgehalten werden. Man sieht also weder gerade durch die Beete hindurch, noch direkt über sie hinweg.

Ich hoffe meine rudimentären Computerzeichenfertigkeiten stiften nicht zuviel Verwirrung, sondern ergänzen das, was ich beschreiben möchte. Auf der obigen Darstellung sieht man die beiden Beete von vorhin, zwischen die ein Weg hindurchführt. An den Ecken, in Hellgrün, wachsen höhere Pflanze, die einen Teil der Durchblicke verhindern. Die anderen Sichtachsen werden durch die Beetkrümmung selbst unterbrochen. Das alles sieht schrecklich theoretisch aus, in der Praxis sind viele dieser Überlegungen ganz logische Vorgehensweisen, die bestimmt viele von uns als ganz selbstverständlich betrachten.


In der Praxis sieht das so aus: Das Beet im Vordergrund deckt einen Teil der Grasfläche ab, der Weg, der zwischen den beiden Beeten in der Mitte des Bildes nach rechts hinten führt ist nur zu einem kleinen Teil sichtbar.

Das Cremegelb soll hier den Rasen darstellen, der rund um alle drei Beete und zwischen sie hindurch führt. Man sieht diesen Zusammenhang aber nicht auf den ersten Blick, sondern erst, wenn man den Garten durchgeht und die Beete umrundet. So früh im Jahr wir auf dem Foto ist noch ziemlich viel Übersicht vorhanden; mit Fortschreiten des Jahres verändern sich die Einblicke.

Hier die Draufsicht des Bildes von oberhalb - es wurde im Mai aufgenommen und es sind noch nicht sehr viele hohe Stauden vorhanden, nur die Akeleien und Silene dioica sowie die Zierkirsche verdecken die Sicht.


Im September hat sich die Situation aus dem gleichen Blickwinkel betrachtet noch einmal geändert: Wo im Frühling die Akeleien waren, ist jetzt eine Silberkerze, anstelle der Silene dioica steht ein riesiges Exemplar von Leucanthemella serotina, der Herbstmargerite, und im Beet gegenüber, wo ebenfalls Silenen wuchsen, blühen jetzt Astern und Phlox.


Hier sieht man gut, wie stark der "Verdeckungseffekt" Richtung Herbst hin wird. Wer mehr Übersicht möchte, muss also ab dem Frühsommer kontrolliert und vorsichtig zurückschneiden, um somit mehr Durchblicke zu erhalten.

Ich schätze verwinkelte Gärten mit versteckten Ecken und verborgenen Beeten sehr. Man muss jedoch darauf achten, es nicht zu übertreiben, die Durchgänge nicht zu schmal zu gestalten und den Pflanzen genügend Raum zur Entfaltung lassen.

Bei Schattenbeeten geht diese Gestaltung leichter, da viele der typischen Schattenstauden nicht sehr hoch werden und daher ganzjährig ähnliche Effekte leichter zu bewerkstelligen sind. Ich werde versuchen, nac den Sommerstaudenbeeten aus diesem Post demnächst die Schattenpartien in gestalterischer Hinsicht vorzustellen.

5 Kommentare:

  1. Das ist ein sehr schöner Post, genau nach meinem Geschmack, ich mag keine geradlinigen Wege und ich liebe versteckte Winckel und Ecken in denen man etwas entdecken kann! Leider ist unser Garten nur kleine und noch lange nicht fertig, aber ich habe auch versucht wenig gerade Linien hineinzubringen....
    Hach ich Träume von einem größeren Garten mit richtig versteckten Ecken...
    LG Steffi

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  2. Super, wie du das erklärt hast, besser als in so manchem Gartenbuch. Sehr anschaulich deine Fotos dazu, du hast dir wirklich sehr viel Mühe gemacht.

    LG
    Vera

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  3. Hast du wirklich toll erklärt! Und vor allem super in die Praxis umgesetzt. Schöner Garten! Liebe Grüße, Juliane von "Mach mal"

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  4. Ich muß mich mal dem allgemeinen Lob hier anschliessen!!! Das ist wirklich toll erklärt und durch die vielen Fotos auch sehr gut nachvollziehbar!

    Liebe Grüße
    Britta

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