25. April 2013

Blüten im Schatten II ... und andere Eindrücke vom Vollfrühling

Momentan ändert sich jeden Tag der gesamte Garten, daher muss ich meine Postfrequenz deutlich erhöhen! Es ist unglaublich, was sich im Garten in den letzten Tagen getan hat. Man bedenke: Der letzte Schneefall war am 8. April, das ist nun 17 Tage her und erst seit genau diesem Tag wächst Gras und sonstiges Grünes!

Die Sommerstaudenbeete werden nun auch bunter; das liegt vor allem an den Narzissen und den Austrieben der ersten Großstauden, allen voran die riesigen Blätter des Lauchs!

Ab jetzt holen die Sommerstaudenbeete in der Wiese gegenüber die Schattenbeete immer mehr ein. Bis Mitte, Ende Mai werden sie gleichauf liegen, dann kehrt im Schatten Ruhe ein und ich werde fast nur mehr in den sonnigen Beeten fotografieren. Das ist jedes Jahr so und ich freue mich auf jede Jahreszeit.

Im Detail sieht man, dass es verschiedene Narzissen sind. Ich habe versucht, in allen Beeten weiße zu verwenden, damit es aus der Ferne ähnlich wirkt.

Die Schattenbereiche haben sich blitzschnell gewandelt. Vom bunten Frühlingsteppich der vergangen Woche ist kaum mehr etwas zu sehen, Corydalis cava, der Hohle Lerchensporn, ist als Massenblüher nur wenige Tage in Vollblüte und bei warmer Witterung sogar noch kürzer. Er ist verblüht und macht nun Platz für die zarteren Töne und auch schon für die verschiedenen Blatttexturen, die den schattigen Gartenbereich so besonders machen.

Corydalis cava ist verblüht, alles Rosa ist weg und schon sieht man kein Stück Erde mehr, zumindest nicht in den Schattenbeeten.

Nun tauchen viele zarte Blümchen auf, manche so klein, dass sie in meinem Dschungel fast verloren gehen. Manchmal habe ich Lust auf großflächige Schattenpflanzungen, aber es gibt zu viele kleine Blütchen und große Blätter, die ich unbedingt auch ausprobieren möchte. Daher der vielschichtige Haufen, der nur durch Standortansprüche geordnet ist; farbliche Konzepte wie in den Sommerstaudenbeeten konnte ich bisher nicht durchsetzen. Das ist eine Niederlage in ästhetischer Hinsicht, nicht aber für die Sammlerin in mir.

Narcissus-Sorte / Erythronium 'Pagoda' / Narcissus triandrus 'Thalia'
Deinanthe caeruela inmitten von Anemone blanda 'White Splendour' / Matteuccia orientalis / Sanguinaria canadensis 'Multiplex' (mit Laub von Lungenkraut)
Maianthemum oleraceum (vermutlich) / Polygonatum x multiflorum 'Betburg' / Disporum cantoniense 'Aureomarginata'

Man sieht an den obenhalb gezeigten neun Bildern gut, dass nicht nur die Blüten eine Rolle spielen, sondern auch die vielfältigen Austriebe, die nun erscheinen. Farne sind dabei stets besonders kunstvoll, aber auch die Vertreter der Convallariaceae (Maiglöckchengewächse) sind im Austreiben wunderschön. Viele von ihnen haben dunkle, ganz spitze Stängel, die sie innerhalb weniger Tage durch meine viel zu dichten Staudenpflanzungen schieben. Außergewöhnlich ist die Salomonsiegelsorte Polygonatum x multiflorum 'Betburg', da sie braungrau erscheint. Später vergrünt sie.


Epimedium 'Togen' / Epimedium fargesii mit Cardamine pentaphylla
Epimedium stellulatum 'Wudang Star' / Epimedium myrianthum

Meine umfangreiche Epimediumsammlung hat bisher keinen Nachtfrost abbekommen - voriges Jahr erfroren alle Elfenblumenblüten bei -3°C am 9.April - und ich sehe etliche Blüten heuer zum ersten Mal. Das blütenlose letzte Jahr scheint sie geschont und gutgetan zu haben; sie sehen herrlich üppig und zufrieden aus. Ich freue mich schon auf die vielen weiteren Arten und Sorten, die noch aufblühen werden.

Epimedium stellulatum long leaf form (Koen van Poucke) / Epimedium grandiflorum var. koreanum 'La Rocaille' / Epimedium x warleyense 'Ellen Wilmott'

22. April 2013

Blüten im Schatten I

Wie erwartet geht es jetzt blitzschnell. Vor zwei Wochen hat es das letzte Mal geschneit, schon blühen die ersten Obstbäume und den Hepaticas blieben nur wenige Tage für ihre Blüte. Nun folgen sämtliche andere Schattengewächse und da ich nicht am Garten wohne und jeden Tag nachschauen kann, verpasse ich manche vergänglichen Blüten sogar.

Jeffersonia diphylla / Jeffersonia dubia
Diese beiden einzigen Vertreter der nach Präsident Thomas Jefferson benannten Gattung sind beide würdige Pflanzen für den Schattengarten. Während die weiße, allgemein zartere, aber höherwachsende Jeffersonia diphylla in Nordamerika heimisch ist, wächst die lavendelblaue Jeffersonia dubia in China, Korea und Südosrussland. Beide mögen einen eher freien Stand, humosen, nicht völlig austrocknenden Boden und im Sommer eine beschattete Lage. Sie bestocken dann langsam, aber stetig und sind verlässliche, ausdauernde Stauden.

Jeffersonia diphylla / Jeffersonia dubia in meinem Garten

Man muss allerdings beachten, dass sie nur sehr kurz blühen. Ist es zur Blütezeit windig oder sehr heiß oder sogar beides, dann fallen die Blütenblätter, besonders bei J. diphylla, innerhalb weniger Stunden ab und die Pracht ist vorbei, bevor man sie bewundern konnte. Bei älteren Pflanzen gibt es dann so viele Blüten, dass man sicher zumindest einigen beiwohnen kann. Von Jeffersonia dubia gibt es irgendwo und sehr selten die weiße Form angeboten, ich würde mich freuen, wenn mir jemand Bescheid sagt, falls es sie tatsächlich einmal angeboten geben sollte!

Anemone nemorosa 'Hannah Gubbay' / 'Blue Eyes'

Farblich ganz ähnlich sind die vielen verschiedenen Sorten der Buschwindröschen. Sie stehen bei mir etwas zu bedrängt, als dass sie große Tuffs bilden könnten, aber vielleicht kann ich meinen Traum vom Anemone-nemorosa-Teppich ja anderswo noch verwirklichen :-).




Die Epimedien fielen heuer noch keinem Spätfrost zum Opfer (es wäre schön, wenn das auch so bliebe) und ich bin guter Dinge, in den kommenden Wochen einige für mich noch unbekannte Schönheiten erblühen zu sehen, die ich im Sommer 2011 aus Belgien mitgenommen habe.


Cardamine heptaphylla habe ich heuer schon erwähnt; ich bin aber noch immer überwältigt von dieser herrlichen Schattenstaude! Die Farbe ist genau mein Beuteschema und da die Pflanze etwa Helleborushöhe hat, entwickelt sie deutliche Fernwirkung - eine löbliche Ausnahme unter den meistens eher winzigkleinen Schattenbesonderheiten. Neu und heuer erstmals mit Blüte ist Anemone flaccida, die silbern gezeichnetes Laub treibt.


Meine Paris quadrifolia, die kein Latein kann und statt ihrer namensgebenden vier Blätter auch schon mal fünf treibt, hat sich deutlich verbreitert. Ihr deutscher Name ist Einbeere, aufgrund der einzelnen giftigen Frucht, die inmitten des Blattkranzes im Sommer reift. Wie vorige ebenfalls noch nicht in Blüte ist Peltoboykinia watanabei, eine beeindruckende Blattschmuckstaude, die im Frühling ganz zusammengerollt aus dem Boden auftaucht und innerhalb weniger Tage ihre glänzend grünen Blattschirme entfaltet.

Ich bin gespannt, was ich als Nächstes im Garten entdecken werde :-).

17. April 2013

Blütenmeer im Schatten

Wie immer im Frühling gilt meine vollste Aufmerksamkeit um diese Jahreszeit den Schattenbeeten. Dort habe ich zahlreiche Pflanzen versammelt, deren Heimat Laubwälder rund um den Globus sind. Sie alle nützen, egal ob aus Nordamerika, Europa oder Asien, die kurze Zeit, die ihnen zwischen Winter und Austrieb der Bäume bleibt, um in Licht und Sonne zu blühen und Bestäuber anzulocken. Danach verschwinden sie zum Teil rasch wieder.

Man sieht gut den Unterschied zwischen dem Sommerbeet links und den Staudenbeeten an der Hecke. Aber auch im linken Beet möchte ich nun nach und nach Frühblüher ansiedeln.

Die Schattenbeete befinden sich am unteren, westlichen Ende des Gartens und werden von Südwesten von einer relativ hohen Mischhecke begrenzt, aber auch einige Bäume werfen ihren Schatten. Etwas versetzt gibt es nördlich einen Nuss- und einen Apfelbaum (rechts im Bild), auch unter diesen Bäumen habe ich Frühblüher angesiedelt.

Sanguinaria canadensis / Isopyron thalictroides / Cardamine enneaphylla

Einge der Pflanzen blühen sehr zart und zerbrechlich, wie die Blutwurz (Sanguinaria canadensis), deren Blüten nur einen Tag halten und wenn dieser windig ist, gar nur wenige Stunden. Die zweite Pflanze, das heimische Muschelblümchen, ist entgegen seinem Aussehen sehr robust. Es ist ein Anemonengewächs und bildet mit der Zeit Teppiche aus zartem Laub, über dem die weißen Blütchen schweben. Ebenfalls heimisch ist die Neunblättrige Zahnwurz, deren cremegelbe Glöckchen unter bronzegrünem Laub innerhalb weniger Tage aus dem Boden schießen, ehe sie blitzschnell wieder einziehen.



oben: Corydalis cava 'Alba' / Anemone nemorosa mit Corydalis cava / unten: Helleborus, Corydalis, Pachyphragma macrophylla / Anemone blanda 'Regal Splendour', Corydalis, Hepatica, Epimedium

Die häufigsten Blütenfarben sind Weiß und Rosa. Den größten Teil macht das Trübrosa des heimischen Lerchensporns, Corydalis cava, aus, der schon immer in meinem Garten wächst und in den Schattenbeeten enorm zulegt. Seine weiße Variante gefällt mir besser, daher säe ich sie gezielt aus und pflanze sie etwas extra, auf dass sie einen eigenen Bestand bilden möge. Die Buschwindröschen tun das bereits.

Eine wunderschöne weiße Schattenstaude ist Pachyphragma macrophylla, das Schattenschaumkraut. Sein Problem ist, dass es in Töpfen in der Gärtnerei sehr unordentlich und schlabbrig wirkt - ganz anders als im Garten, wo es einen kleine Hügel bildet, der über und über voller weißer Blüten ist, unter denen herzförmige, dunkelgrüne Blätter ruhen. Zu Helleborus oder auch zu blauen Scilla passt seine ordentliche Erscheinung gut.


Hier sieht man den doch eher bunten Gesamteindruck der Beete, die einzige Farbe, die sich wiederholt, ist das verwaschene rosa der Lerchensporne.


Dieser Beetteil ist etwas jünger und die Lücken zwischen den Pflanzen sind noch nicht geschlossen. Einige höhere Stauden (Pachyphragma, Helleborus, Cardamine) bilden Akzente.

Dieser ältere Beetteil ist etwas sonniger und soll in Zukunft ebenfalls so bunt sein.

Andere Teile des Gartens sind noch ziemlich leer im Vergleich. Die sonnigen Beete können nicht so leicht mit Frühblühern bestückt werden, weil diese hauptsächlich in schattigen Bereichen vorkommen, das oben gezeigte und heute fertiggejätet und -gemulchte Beet liegt halbschattig und in direktem Anschluss an ausgeprägte Lerchenspornflächen. Ich werde dort einige Pflanzen aussetzen und hoffen, dass sie sich auch dort ausbreiten.

Der Jahreslauf-Blick auf meine Schattenbeete ist nun schon ziemlich bunt geworden.
Nun geht es im Garten sehr schnell, besonders in diesem Jahr. Einige Pflanzen werde ich sicher verpassen, weil sie zu schnell verblühen. Die Leberblümchen waren in weniger als fünf Tagen durch, aber die Natur hat auch einiges aufzuholen; wir sind immer noch etwa zwei Wochen hinter einem normalen Frühjahr zurück.

9. April 2013

Berliner Staudenmarkt 2013 - Nachlese

Mit etwas Verspätung - Nachtzugfahren und nach Ankunft noch einen Tag normal arbeiten sind eine Spur anstrengender als gedacht - meine Eindrücke vom diesjährigen Staudenmarkt in Berlin. Das bunte und vielfältige Angebot überraschte mich, denn ich hätte eigentlich viele leere Töpfe und Stände ohne Austriebe erwartet, aber es war fast das Gegenteil der Fall: Es schien, als wären etliche Stände noch bunter gewesen als sonst, auch wenn die Auswahl natürlich heuer etwas begrenzt ausfallen musste. Vielleicht war es aber auch nur mein blütenhungriges und daher subjektives Empfinden - jedenfalls war es wie immer ein Erlebnis, durch die endlosen Standreihen zu schlendern.

Stand von Lohhof Stauden / Stand von Stauden Gaissmayer
Was auffiel, waren einmal mehr kunstvolle Arrangements und farblich durchdachte Standpräsentationen, die richtig Lust machten, mehr zu kaufen als bloß eine einzelne Pflanze. Es war interessant zu beobachten, dass immer mehr Gärtnerinnen und Gärtner auch Austriebe, Laub und Struktur einer Pflanze als wichtig betrachten; diese Tendenz, die einem natürlichen, ganzjährigem Gärtnern entgegenkommt und auch oder gerade in einem Frühjahr wie diesem propagiert werden sollte, war an etlichen Ständen zu erkennen.

Stand von Stauden Stolz / Stand von Andreas Händel
Hier wurde der Austrieb von Jeffersonia dubia in Szene gesetzt und zusammen mit Anemone ranuncoloides und Corydalis solida eine so spannende Stimmung geschaffen, dass ich ernsthaft über die Vergesellschaftung dieser Pflanzen nachdenke. Es wäre zwar eine nur sehr kurz bestehende Kombination, aber zweifellos sehr reizvoll  - alleine wegen der Spannung, ob sich die rosa Blüten der Jeffersonia mit den Anemonen beißen werden oder sie sich knapp - *durchschnauf* - verpassen.

Meine wertvollste Neuerwerbung ist lustigerweise ein Hepatica und zwar H. transsilvanica 'Blumenstadt Erfurt'. Hinter diesem, nunja, Andras Händel möge mir verzeihen, sperrigem Namen verbirgt sich eine großartige Geschichte, die vergangenen Frühling in der Gartenpraxis veröffentlicht wurde. Diese Sorte, deren Eigenheit es ist, sehr früh im Jahr, oft schon zu Weihnachten, zu blühen, wurde von Andreas Händel in einem Vorgarten in Erfurt entdeckt. Der vorerst mürrischen Besitzerin konnte er schließlich entlocken, dass diese Pflanze von ihrer Urgroßmutter an Neujahr in einem Wald nahe Sibiu gefunden, mitgenommen und gepflanzt wurde. Als ihre Familie aus Siebenbürger vertrieben wurde, konnte die damals 10-jährige Frau aus Erfurt ein kleines Stück dieser Pflanze retten und über viele Jahre und mehrere Umzüge hinweg erhalten. Die Frau und ihr Vorgarten sind mittlerweile verschwunden, aber Andreas Händel bekam ein kleines Stück dieser Pflanze und alleine aufgrund der Geschichte habe ich jetzt auch eine :-).



Es wird nicht sehr oft vorkommen, dass an einem Berliner Staudenmarkt, sowohl Hamamelis blühen, als auch Chilis angeboten werden, die Bottiche der Wasserpflanzenanbieter am Morgen gefroren sind und dann auch noch strahlender Sonnenschein herrscht. Im Park und in den Außenanlagen des BoGas war jedenfalls noch nichts zu sehen, nur ein paar erste Krokusse trauten sich ans Licht.


Zum Wetter sei nur soviel gesagt: Ich habe es endlich in die (warmen :-)) Gewächshäuser geschafft und ich bin froh, endlich dortgewesen zu sein, denn sie sind wundervoll! Ich habe noch keinen so stimmungsvollen Botanischen Garten gesehen, in dem man zwischen den Pflanzen hindurchgehen kann und manchmal völlig von ihnen eingeschlossen wird.




Ich habe nur wenige Pflanzen erkannt, aber alle bestaunt. Besonders beeindruckt hat mich ein Glashaus, in dem fast ausschließlich Farne zu sehen waren, die in allen Größen und Formen über und unter und neben einem wuchsen und so glücklich und vital wirkten wie man sich den Dschungel vorstellt.


Mein Abenteuer Bahnreise klappt reibungslos. Ich kam sowohl gut nach Berlin, als auch wieder nachhause und konnte sogar noch den Berliner Hauptbahnhof eingehender erkunden. Passende Adjektive habe ich nun schon beim BoGa verbraten, deshalb nur so viel: Er hat mir ebenfalls gefallen. Nach 10 Stunden Zugfahrt begrüßte mich dann auch in Österreich der Frühling und es scheint, als wäre der Winter erstmal vorbei. Was will man also mehr von einem Wochenende?

Ich kann mich übrigens an nur ganz wenige Blogleserinnen und -leser erinnern... hat euch alle das Wetter abgeschreckt oder bin ich zuviel unterwegs gewesen?