24. Juni 2013

Juni in den nördlichen Kalkalpen

Den heißesten Tag der vergangenen Hitzewelle konnte ich nutzen, um etwas zu tun, was mir bisher noch nie gelungen war: Alpine Pflanzengesellschaften zu besuchen, die nur jetzt, in der kurzen Zeit zwischen Schnee und der trockenen Sommerhitze blühen. Meistens bin ich in den letzten Jahren erst im Juli und damit zu spät gekommen, aber heuer hat es endlich gepasst.

Silene acaulis vor dem Warscheneck (kahler Berg in der Bildmitte, 2388m)

Die Wanderung führte uns in den südöstlichen Teil der Warscheneckgruppe, einer im Süden Oberösterreichs gelegenen Kalkalpenkette, deren Besonderheit die deutlich sichtbare horizontale Bänderung der Kalkstöcke ist. Hier kann man ahnen, dass dieses herrliche Gebirge einst der Bodensatz eines tiefen Meeres war.

Globularia nudicaulis / Anemone narcissiflora

Der Untergrund ist Kalk und aufgrund der Schichtung wechseln sich humusreiche und trockene Abschnitte innerhalb weniger Meter ab, dazu kommen unterschiedliche Nährstoffangebote je nach Dicke der Humusauflage und natürlich auch unterschiedliche Feuchtigkeitsbereiche: Je näher an Senken, in denen länger Schnee liegt, desto feuchter; je näher an steilen, sonnigen und schottrigen Abgründen, desto trockener. Diese Kombination macht diese Flächen abwechslungsreich und botanisch sehr interessant.

Anemone narcissiflora / Silene acaulis mit beschneiter Priel-Gruppe im Hintergrund

Dazu kommen beeindruckende Ausblicke auf die umliegende Bergwelt. Narzissenblütige Anemonen wachsen hier vor Ramesch und Totem Mann, das Stängellose Leimkraut breitet seine Polster direkt vor Großem und Kleinem Priel aus, ersterer ist mit 2515m der der höchste Berg Oberösterreichs.

Campanula alpina / Helianthemum alpestre

Wer genau schaut, kommt auf den Trockenwiesen nur sehr langsam voran. Bis vor zwei Wochen lag an diesen Stellen noch Schnee, zahlreiche Schneefelder zeugen davon. Wo die Sonne schon länger ihre Kraft zeigen konnte, blühen nun alle Pflanzen, die den kurzem Alpensommer nutzen müssen. Ebenso zielstrebig nutzen die Bestäuber diese seltenen warmen Tage: Bienen, Hummeln, Schwebfliegen und viele andere Insekten sind in großer Anzahl unterwegs.

Im Hintergrund die typische Kalkbänderung der Warscheneckgruppe

Weite Teile des Wegs - es ist ein Teil des Aufstiegs zum Warscheneck, den wir diesmal aber nicht absolvierten - führen entlang der Kalkbänderung dem Hang entlang. Was von Weitem sehr leer und karg aussieht, blüht von Nahem an allen Ecken und Enden (man beachte den Enzian in der rechten unteren Ecke des Bildes) - man muss die Pflanzen nicht einmal suchen.

Primula clusiana blüht, eben freigeapert, in Massen

Ganz nahe am Schnee, inmitten von niedergedrücktem Gras blüht an manchen Stellen die Clusius-Primel in großer Anzahl. Ihre Blütenfarbe variiert; es ist sehr spannend, diese winzigen Pflanzen zu vergleichen.

Wundklee (Anthyllis vulneraria) an sonnig-heißen Stellen des Trockenrasens

Der Wundklee wurde früher als Heilpflanze gegen Geschwüre genutzt, wurde aber auch als Schutz gegen Verzauberung eingesetzt. Er blüht an vielen Stellen zusammen mit Frühlingsenzian.

Pedicularis rostratocapitata / Primula auricula / Soldanella alpina

Das Kopfige Läusekraut gehört wie alle Vertreter seiner Gattung zu den Sommerwurzgewächsen und ist ein Halbschmarotzer, der an bestimmte Gräserarten gebunden ist. Wie alle gezeigten Pflanzen benötigt es Kalk. Klassische Pflanzen der heimischen Alpenzüge sind auch die Alpen-Aurikel, hier oft "Petergstam" genannt und die Alpen-Troddelblume, die mit ihrer zarter Erscheinung darüber hinwegtäuscht, dass sie oft als allererstes nach dem Winter aus dem trockenem Gras auftaucht.

Pinguicula alpina / Rhodothamnus chamaecistus

Das Alpen-Fettkraut, ebenfalls eine zarte Erscheinung, ist an so karge Lebensräume angepasst, dass es seine Kost mit Eiweiß aus Insekten aufbessern muss; dazu hat es klebrige Blätter, die es bei Fangerfolg aufrollen kann. Weniger wild geht es die Zwerg-Alpenrose an. Sie wächst in niedrigen Teppichen entlang von Felsen und schmiegt sich in karge Festspalten. Seine Blüten sind im Vergleich zur restlichen Pflanze überdurchschnittlich groß, eine Besonderheit, die bei vielen Alpenpflanze auftritt. Sie blühen dafür nur sehr kurz und haben nur wenige Blüten, die dann aber auch wirklich auffallen müssen.

Thlaspi montanum  / Gentiana verna

Mir bisher unbekannt war die Gattung der Hellerkräuter. Ich hoffe, ich habe die abgebildete Pflanze mit Thlaspi montanum richtig bestimmt. Diese kleine Pflanze duftet süß, ist aber auch sehr klein, sodass dies wohl kaum jemandem auffallen würde. Deutlicher fällt da der Frühlingsenzian ins Auge. Seine leuchtendes Blau und sein bisweilen massenhaftes Vorkommen machen ihn zu ein bekannten Alpenpflanze.

Anemone alpina / Gentiana clusii / Anemone alpina, im Hintergrund die Rote Wand (1872m)

Bekannt ist auch die weiße Alpenanemone, eine wunderschöne Staude mit zartfiedrigem Laub, die schon oft das Begehren von Gärtnerinnen und Gärtnern geweckt hat. Leider beliebt sie nur in Höhen deutlich über 1000m zu wachsen; darunter scheint es Probleme mit Blütenbildung und generell mit der Bestockung zu geben. Am Naturstandort wächst sie in feuchteren und nährstoffreicheren Arealen, oft unter Schneekaren und an auch im Spätfrühling gut mit Wasser versorgten Stellen. Der Stängellose Enzian mag es trockener, was man auch am Umgebungsbewuchs erkennen kann.

Hervorragend getarnt: Schneehuhn im Sommerkleid

Wer öfter wandern geht, wird immer das eine oder andere Tier treffen. Eine Premiere war für mich das Treffen mit einem Schneehuhn, das mit seiner fleckigen Farbe fast vollständig mit der Umgebung verschmilzt. Auf diese Tarnung vertraut es auch und flüchtet nur langsam oder überhaupt nicht.

Globularia nudicaule / Bartsia alpina / Anthyllis vulneraria  /////  Dryas octopetala vor einem Polster Silene acaulis

Neben den Pflanzen selbst sind es vor allem die Kombinationen, die mich am Fotografieren von Naturstandorten reizen. Je nach Standort vergesellschaften sich andere Pflanzen, oft bilden sie harmonische Gruppen, wie die Kugelblume mit dem Alpenhelm und dem Wundklee, oft dominieren bestimmte Farben. Der Silberwurz ist in den Kalkalpen eine häufige Pflanze, aber seine Blütezeit beginnt gerade erst, daher sind die oft bis zu einem Quadratmeter oder noch größeren Pflanzen im Moment noch etwas unscheinbar und das leuchtende Leimkraut überwiegt.

Manche Stellen bieten gute Bedingungen und sind daher stark besiedelt

Hier wachsen direkt neben dem Weg Wundklee, Stängelloser Enzian, Stängelloses Leimkraut, Alpen-Fettkraut und Aurikel wie gepflanzt nebeneinander, nicht weit entfernt befindet sich eine Gruppe von Allermannsharnisch (Allium victorialis), der aber erst zu blühen beginnen wird. Auch Katzenpfötchen (Antennaria alpina) gehören zu dieser Art von Lebensraum. An feuchteren Rändern kommen an dieser Stelle sogar Trollblumen vor, aufgrund der Höhe und den widrigen Bedingungen werden sie aber nur wenige Zentimeter hoch.

Schneereste auf über 2000m / etwas tiefer ahnt man davon nichts

Hier sieht man noch einmal die starken Gegensätze, die innerhalb weniger 100 Meter herrschen: Einerseits weite Schneefelder (hier mit dem Sengsengebirge und dem Hohen Nock im Hintergrund), andererseits karge Geröllfelder, die heiß und steinig völlig andere Bedingungen bieten.

Teichloberlauf / Orchideenwiese
Weiter unten im Tal sieht alles ganz anders aus: Saftige Weideflächen werden von der Teichl durchflossen, deren Ränder mit Eisenhutblättrigem Hahnenfuß, Trollblumen und tausenden von Knabenkräutern gesäumt werden.

Ich bin froh, dieses Mal so früh in die Berge gekommen zu sein! Mal sehen, wie es dann im Sommer dort aussieht.

15. Juni 2013

Offene Gartentüre - Ein Rückblick

Wie letztes Jahr mit deutlicher Verspätung melde ich mich zurück vom Tag der offenen Gartentür. Es war ein herrliches Wochenende und auch für meine Familie und mich wieder ein schönes Erlebnis. War uns letztes Jahr das Wetter nicht wirklich wohlgesonnen, so konnten wir uns heuer über zwei Tage beinahe ungetrübten Sonnenschein erfreuen, der schlussendlich doch so einiges zum Blühen brachte.

Unterer Gartenteil mit Clematis recta in selbstgebauter Pyramide
Nach dem vielen Regen war der Garten frischgewaschen und erstaunlich stabil, was auf die tiefen Temperaturen der vergangenen Wochen zurückzuführen ist. Kaum eine Pflanze war umgekippt, alles stand aufrecht und die Geraniums begannen gerade mit ihrer Vollblüte, ebenso Papaver, Paonien und etliche andere Stauden. Etwas zurück lagen nur die Rosen.

Viele meiner Beete sind jetzt im Juni aber trotzdem nur eine Hügellandschaft aus üppigem Sommerblüherlaub, das Farbigkeit für Juli und August verspricht, weshalb ich einigen Interessierten Fotobücher mit Aufnahmen vom Sommer zeigte, in denen der Garten dann wirklich über und über blüht.

Als mehr Leute da waren hat niemand ans Fotografieren gedacht ;-)
Besonderen Reiz übte auf die Besucherinnen und Besucher der Gartenteich aus, der sich glasklar und voller Kaulquappen, Molche und Libellenlarven präsentierte - sogar zwei kleine Ringelnattern waren zeitweise zu beobachten. Das herrliche Wetter erlaubte Kindern außerdem ein Plantschen im Teich und spannendes Keschern nach Tieren, die dann in Lupengläsern beobachtet und später wieder freigelassen werden konnten.

Es war für mich interessant zu beobachten, welche Pflanzen auf Betrachter im Garten gerade besonderen Reiz ausübten, denn üblicherweise sind das Pflanzen, die mir selber nicht so sehr am Herzen liegen, weil ich mit meiner Vorliebe für kleine und zarte Blüten oft Pflanzen bevorzuge, die anderen nicht einmal auffallen.

Die Beetbucht mit Rodersia podophylla und Hosta 'Heideturm'
Umso erfreulicher war es für mich, dass nun offenbar endlich Stauden für den Schatten im Trend liegen und hier besonders großblättrige Arten wie Rodgersia, Darmera, Astilboides und einige der kleineren Schattenvertreter wie Peltoboykinia und natürlich Hosta. Was für einiges Erstaunen sorgte, war die Tatsache, dass wir unsere Hostatöpfe im Winter einfach an Ort und Stelle belassen - nämlich unter freiem Himmel - und bis dato keine Ausfälle zu verzeichnen hatten. Anscheinend wirken Hostas mit ihren doch recht außergewöhnlich anmutendem Laub für viele so exotisch, dass eine einfache und mit keinerlei Arbeit verbundene Behandlung über das Jahr unwahrscheinlich erscheint.

Aufsehen erregte erneut Podophyllum 'Spotty Dotty', der pünktlich zum Wochenende seine prachtvollen Blätter streckte und die unter ihnen versteckten, purpursamtigen Blüten zum Blühen brachte. Eine Besucherin erzählte, sie habe diese Pflanze in unserem Garten gesehen und schließlich in Holland kaufen können. Nun hoffe sie, dass sie ebenso wachse wie bei mir. Das hoffe ich auch! Denn dieser Maiapfel ist eine wunderschöne, eindrucksvolle Schattenpflanze, die absolut unkompliziert ist, sofern man sie nur endlich wo kaufen kann.

Blick vom Haus zum Teich und dann direkt vom Ufer aus
Auch der geringe Pflegeaufwand des Teichs und die Tatsache, dass wir ihn seit genau 10 Jahren nicht ein einziges Mal ausgesaugt oder gesäubert haben, verwunderte viele. Ebenso viel Verwunderung rief bei manchen unsere Begeisterung für Frösche und deren Kaulquappen hervor. Fragen wie "Was macht ihr gegen die Frösche" erstaunten hingegen mich - aber viele dachten auch, es handle sich um Teichfrösche, die mit ihrem Dauerquaken wohl wirklich nerven können, hier bei uns aber nicht heimisch sind. Unsere Kaulquappen stammen ausschließlich von Grasfröschen und Kröten.

Die Sommerstaudenbeete
Die Sommerstaudenbeete, mittlerweile 4, 3 und 2 Jahre alt, präsentierten sich üppig, aber bis jetzt nur mit wenigen Blüten. Ausnahmen waren da Geranium 'Ivan', ein psilostemon-Abkömmling und eine unfreiwillige, aber ungemein dramatische Kombination aus Allium 'Globemaster' (2009 genaue EINE Zwiebel) und Iris pseudacorus, die ich natürlich nie in ein trockenes Beet gepflanzt habe. Sie ist ein genau dort erschienener Sämlinge aus dem Jahr Entstehungsjahr des Beets und ist nun genau vier Jahre alt.

Allium 'Mount Everest' und Iris sibirica / Papaver orientale und Iris 'Wabash'
Etwas absichtlicher ist da schon die Kombination aus Allium 'Mount Everest' und einer leider nicht näher bestimmten, dunkelsamtvioletten Sorte von Iris sibirica, deren Farbe mir bisher noch auf keinem Foto gelungen ist. Papaver orientale und seine vielen Sämlinge passen zwar gut zu Iris 'Wabash', waren aber auch keine absichtliche Vergesellschaftung.

Zum Rundgang in unserem Garten gehörte heuer auch der Pfad bis zum Kompostplatz, wo ich einige Male in der Erde herumwühlte und BesucherInnen an Lauberde schnuppern ließ. Hier erlebte ich einige Überraschungen, denn etliche Personen fassten selbst begeistert in die Erde und schwärmten vom tollen Geruch - das lässt hoffen, dass doch die eine oder andere Lauberdemiete entstehen könnte. Überhaupt war ich vom Publikum sehr erfreut und hoffe, das auch kommuniziert zu haben, denn es waren zwar zwei sehr anstrengende, aber durch und durch wundervolle Tage. Ich habe viele freundliche, aufgeschlossene und begeisterungsfähige Leute kennengelernt und auch viele bekannte Gesichter gesehen. In den zwei Tagen konnten wir etwa 400 Gartenbegeisterten unser Reich zeigen und unsere Art zu Gärtnern erklären. Ich danke allen Besuchern für ihre lieben Worte, ihre interessanten Schilderungen und den neuen Anregungen, die ich durch sie erfahren habe.

Besondere Freude bereitet mir der Post von Petra vom kleinkram-Blog. Die ersten Bilder zeigen unseren Garten und sie hat Dinge gesehen, die ich sonst nichts zeige: Etwas Deko und Mamas großartigen Gemüseacker. Danke für deinen Besuch, Petra!

Es ist noch nichts besprochen, aber ich glaube, einem weiteren offenen Gartentag im kommenden Jahr steht nicht viel im Wege!

1. Juni 2013

Gärtnerei Sarastro

Kommendes Wochenende (8./9.6.) finden die Tage 
der offenen Gartentür statt. 
Weitere Informationen dazu gibt es hier
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Es ist oft so, dass man bei der Suche nach Themen für Blogbeiträge manchmal auf die naheliegendsten Dinge vergisst, und zwar im geographischen, als auch im übertragenen Sinn: Ich habe die Gärtnerei Sarastro von Christian Kreß in diesem Blog schon etliche Male erwähnt, aber noch nie direkt vorgestellt. Auf der Suche nach Elfenblumen, war es ein Tipp von Elfriede Lungenschmied, dem ich folgte und meine Familie überredete, dort einmal vobeizuschauen. Das war im Frühling 2002. Seither war ich viele Male im Innviertel und habe zahlreiche Bilder gemacht, die ich nun endlich einmal zusammengesucht habe.

Der Eingangsbereich der Gärtnerei mit der prächtigen Zierkirsche aus dem Kaisergarten in Japan (Ende April 2013)

Wer die Gärtnerei nur aus dem Internet, von Pflanzenmärkten oder Bestellungen kennt, könnte vielleicht glauben, es handle sie um eine große Gärtnerei, tatsächlich ist es ein kleiner Betrieb mit je nach Saison 4-6 MitarbeiterInnen, der keine endlosen Stückzahlen, sondern bei manchen Pflanzen nur wenige Dutzend Exemplare vermehrt (auf der Homepage der Gärtnerei gibt es eine Luftaufnahme). Das Hauptaugenmerk liegt auf Schattenstauden, Präriepflanzen und bewährten und auch modernen Staudensorten, die in etwa 3000 verschiedenen Arten und Sorten angeboten werden. Dabei ändert sich das Sortiment von Jahr zu Jahr, besonders große Vielfalt findet sich aber bei Anemone nemorosa, Epimedium, Geranium, Aster und Delosperma, aber auch Phlox, Nepeta, Polygonatum und andere sind zahlreich vertreten.

Details vom Stand in Freising 2013 und aus der Gärtnerei, ebenfalls 2013

Die Gärtnerei ist zudem auf zahlreichen Märkten in Mitteleuropa anzutreffen, wo der Jahreszeit entsprechend attraktive Pflanzen präsentiert und verkauft werden. Auf manchen dieser Märkte bin ich als Verkaufshilfe mit dabei (manche haben mich schon getroffen, zum Beispiel in Berlin, Freising oder Seitenstetten).

Der Sarastro-Stand bei den Gartentagen in Freising Anfang Mai 2013

Der Stand in Freising ist jedes Jahr besonders schön, da Anfang Mai so viele Pflanze blühen, dass ein farblichen Arrangement leicht umzusetzen ist. Zudem blüht um diese Jahreszeit bereits eine große Bandbreite an Stauden; sie reicht von Geranium über Aurikel, Allium, Camassia, Viola und Delosperma hin zu sämtlichen Schattenstauden und Steingartenraritäten. Alle in der Gärtnerei verkauften Pflanzen sind winterhart und werden nicht vorgetrieben.

Die Mauerbeete im April 2010

Neben den vielen Pflanzen, die entdeckt werden wollen, sind es in der Gärtnerei aber vor allem die Schaubeete, die einen Besuch zu allen Jahreszeiten lohnen. Seit der Gründung der Gärtnerei im Jahr 1995 werden die Beetflächen ständig erweitert und umgestaltet. Eine einzigartige Gestaltungsidee wurde von Christian Kreß im Herbst 2007 umgesetzt, indem er Ziegel - ein in der Gärtnerei an vielen Stellen eingesetztes Bauelement - zu geschwungenen Mauern innerhalb von Staudenpflanzungen aufmauerte. Er muss heute noch schmunzeln, wenn er skeptische Anwohner und Kunden zitiert ("Hält das denn?" oder "Geht das überhaupt?"), denn die Mauern erwiesen sich nicht nur als wunderschön und durch den warmen Farbton innerhalb von Staudenpflanzungen bemerkenswert verbindend, sondern auch als völlig stabil.

Die Mauern Ende Mai 2009

Hier betrachtet man die Mauern aus dem gleichen Winkel wie im Bild oben. Die Bergenien sind zwischen den anderen Stauden verborgen, etwas Narzissenlaub sieht man noch und längliche Staudenpflanzungen aus Salvia nemorosa, Alchemilla mollis und Geranium x magnificum werden ergänzt um größere Gruppen spezieller Solitärpflanzen. Über allem schweben die Kugeln von Allium. Die schattigen Nischen, die sich unmittelbar hinter den Mauern ergeben, ermöglichen die Kombinationen mit Pflanzen, die im Normalfall andere, schattigere Standorten verlangen. Dadurch kann die Spannung der Pflanzung deutlich erhöht werden. Mir hat gefällt besonders die Kombination aus dunklem Salvia-Lila mit dem samtigen Rot von Cirsium rivulare 'Atropurpureum'.

Weitere Bilder von den Mauern, Mai 2009

Was an den Mauern wohl so schön wirkt ist die unregelmäßige, geschwungene und natürliche Form, ergänzt um kleine Hingucker wie die mitgebogenen "Fenster", die wie in die Pflanzung versinkend wirken. An zwei Stellen der Gärtnerei gibt es diese Mauern - im Staudenbeet mit den Salvias und als Abschluss nach den Staudenstellflächen hin zur Grundstücksgrenze (mit Fenstern). Zwischen den Mauern wachsen Brunnera sibirica, Astrantia und auch Campanula 'Sarastro', eine eigene Auslese von Christian Kreß, die mittlerweile weit über Europa hinweg bekannt ist.



Weitere Eindrücke von Ende Mai 2009
Natürlich sind nicht nur die Mauern sehenswert. In zahlreichen weiteren Schaubeeten wird versucht, möglichst viele Pflanzen in möglichen Kombinationen mit anderen zu zeigen, um Anregungen zu geben, um für Fragen nach den Ausmaßen der oftmals kleinen Pflanzen im Topf ein gutes Beispiel zu haben und auch, um Besucherinnen und Besucher zu ermuntern, unkonventionell zu gärtnern, Neues auszuprobieren und keine Scheu vor ungewöhnlichen Gestaltungsideen zu haben.


Die Mauern noch etwas neuer, nämlich Ende August 2008

Ich persönlich empfinde die Mauern im Spätsommer als besonders schön, wenn die Begleitpflanzung die warmen Farbtöne des Ziegels aufnimmt und die Mauern wie Buckel aus der sanft gewellten Pflanzung aufragen. Verwendet werden unter anderem Agastachen, Astern, Verbenen, Sedum, Echinacea und Bergminze.



Weitere Eindrücke von Ende August 2009
Zwischen den Mauern winden sich langgezogene Pflanzungen aus Deschampsia, die der Pflanzung mit ihren goldbraunen, dichten Blütenständen eine besondere Leichtigkeit verleihen. Für mich sieht es aus, als ob die Pflanzen schweben würden, da man den Boden zwischen ihnen nicht erkennen kann und kaum Pflanzen mit großem Laub verwendet wurden - es ist ein einziger flirrender Teppich aus Farben und Licht. Diesen Effekt verstärken die Blüten der Verbenen und die von Gaura; besonders im Gegenlicht verschmelzen die Farben von Mauern und Agastachen.


Details aus den zahlreichen Stein- und Scherbengärten, Frühling 2007
Ich kenne die Gärtnerei aber schon viel länger, dementsprechend viele auch ältere Fotos besitze ich. Hier habe ich bei einem Besuch im Frühling den Scherben- und Tongarten näher betrachtet und mit ihm die vielen Steingartenzwerge, die mit ganz wenig Erde und kleinstem Platz auskommen, solange sie nur genug Sonne abkriegen.

Die Zierkirsche Anfang April 2007
Etwas Besonderes ist die mittlerweile ausladende Zierkirsche gleich am Eingang der Gärtnerei. Sie stammt aus dem Kaisergarten in Japan und blüht im Frühling überreich. Weil sie ungefüllt ist, wird sie von vielen Insekten besucht.

Die weiteren Bilder sind meine ältesten und würden noch mit der alten Kamera aufgenommen.

Überall finden sich künstlerische Details: Die Aurikelgalerie (leider habe ich kein Bild während der Blüte) und eine Insektenunterkunft mit unterschiedlichen Materialien, Frühling 2007



Das Gräserbeet im Jahr 2004 (rechts unten und beide oben), links unten der Teich im Sommer 2006 mit den noch neuen Staudenbeeten an seinem Ufer

 
Harmonische Beetkombinationen, Sommer 2004. Das Beet mit dem Rasenkreuz gibt es heute nicht mehr, an seiner Stelle befindet sich die Anlage mit den Mauern.

Mit diesen Eindrücken möchte ich euch empfehlen, dieser Gärtnerei selbst einmal einen Besuch abzustatten. Sie liegt direkt an der A8, der Innkreisautobahn und daher am Weg vieler, die von Nordwesten kommend über Passau in den Urlaub im Süden fahren und auch wenn im Auto kein Platz für Pflanzen ist, so ist ein kurzes Schlendern über die zu jeder Jahreszeit eindrucksvollen Schaugärten bestimmt interessant!