18. Januar 2015

Beispiele für wintergrüne Stauden (1) - oder: Wenig Neues Mitte Jänner

Wie versprochen mein Versuch, wintergrüne Stauden ansprechend zu präsentieren. Leider hat mir das Wetter in mehrerlei Hinsicht einen Strich durch die Rechnung gemacht. Nicht nur, dass es einfach nicht richtig hell werden wollte, der Schnee hat auch ziemlich viel zerquetscht und etliches, das rund um Weihnachten noch hinreißen aussah, liegt jetzt der Länge nach da und sollte eigentlich besser abgeschnitten werden. Trotzdem: So sieht der Garten nunmal aus und wer genau hinschaut, findet schon jede Menge Hinweise auf das neue Gartenjahr!

Cyclamen coum, die Frühlingszyklamen, stehen schon in den Startlöchern. Die eine oder andere Blüte schaut schon raus, viele, viele weitere warten unter den Bkättern und dem Mulch auf warme Tage. Weil die Cyclamen ihr Laub nach der Sommerruhe neu getrieben haben, sieht es den ganzen Winter über schön aus, ungerührt von Schnee und Wind. Die vielen kleinen Blättchen gehören zu Sämlingen, die ich demnächst pikieren werde, damit auch sie die Chance haben, zu einer schönen großen Pflanze zu werden.
Seggen, wie hier die robuste Carex morrowii ssp. foliosissima 'Icedance' sind für schattige Partien äußerst empfehlenswert, weil sie den ihnen zugedachten Platz schnell einnehmen und das ganze Jahr über halten. Kaum eine Pflanze sieht das ganze Jahr so adrett aus!
Eher unbekannt, weil weder mit großen Blüten noch besonders auffälligen Blättern ausgestattet ist Tellima grandiflora. Die Pflanze ist jedoch robust, deckt den Boden mit kurzen, liegenden Trieben und färbt im Winter hübsch auf Purpur um. Wenn ich dran denke, pflanze ich ein Exemplar an einen prominenteren Platz und vergesellschafte es mit schönen Partnern. Die Blüten im Frühling sind ganz zart und fein und bringen ein hübsches Flirren in die Schattenbeete.
Elfenblumen (Epimedium) sind fast alle im Winter grün oder bekommen rotes, gelbes oder fast schwarzes Laub. In größeren Mengen eingesetzt ermöglichen sie eine erstaunliche Fernwirkung.

In der Sonne ist es im Moment die Nieswurz, Helleborus foetidus, die Grün ins Welke bringt. Sie beginnt demnächst mit ihrer Blüte und wird damit die erste Nahrung des Gartenjahrs für viele Insekten bieten. Daneben auch noch grün ist eine Wolfsmilch, nämlich Euphorbia amygdaloides 'Purpurea', die auch im Winterhalbjahr ihre namensgebende Färbung behält.
Wer genau schaut, kann die einen oder anderen Schneeglöckchen sehen, die jetzt schon ihr Glück versuchen. Bei mir sind es eine kleine Gruppe sehr gut selbstversäender Galanthus, die jetzt schon blühen. Die üblichen anderen, die kleine Tuffs bilden, sind noch deutlicher weiter zurück, manche schauen erst mit den Blattspitzen aus dem Boden. Warum die hier schneller sind, weiß ich nicht - aber ich habe mich gefreut, als ich sie heute entdeckt habe.



Der Blick über die Schattenbeete zeigt: Grün ist noch vieles und von leer kann keine Rede sein. Hier sind es vor allem Helleborus mit ihrem unverwüstlichen Laub, das stets bis zum Frühling ansehnlich aussieht, daneben ein Teppich aus Schaumblüte (Tiarella cordifolia) und im Hintergrund eine größere Gruppe Vinca major, dem großen Immergrün. Es hat nicht nur schön grüne, aufrechte Triebe und einen gesegneten Ausbreitungsdrang, sondern auch wunderschön samtig-violette Blüten, die im Spätfrühling erscheinen. Deshalb darf es bleiben - und gerne größere Flächen bedecken. Vor sanften Schattenzwergen sollte man es aber fernhalten :-)

Viel Freude in den letzten Winterwochen! Genießt die Zeit, denn wenn es so weitergeht, werden wir bald mit der üblichen Frühingsarbeit loslegen können (und ich hoffe so sehr, ich täusche mich und schneit noch ein...).

10. Januar 2015

Eindrücke vom (kurzen) Winter

Nicht mehr ganz aktuell, aber wer weiß, ob sie das diesen Winter jemals wieder werden, sind die Bilder vom Anfang des Jahres. Wir hatten fast 40cm Pulverschnee, der so fein und unklebrig gefallen ist, dass keine Stauden geknickt, sondern sich wie eine Decke zwischen sie gelegt hat. In Verbindung mit der Sonne hat das ganz zauberhafte Effekte ergeben, die von Papa in aller Frühe eingefangen werden konnten (vielen Dank dafür!). Sie sind ein weiterer Stein in meiner Sammlung der Argumente, die für einen Rückschnitt erst im Frühling sprechen.

Klarerweise habe auch ich im Herbst einen Rückschnittdurchgang duchgeführt und all das zurückgenommen, das schlapp und hässlich in den Beeten herumgelegen ist. Zurück blieben alle stabilen, straff aufrechten Stauden, die auch als Strukturgeber taugen und ohne Probleme bis zum Frühling durchhalten.


Dieses tolle Gras ist einfach so im Beet aufgetaucht. Ich konnte mir seine Herkunft nie ganz erklären, bis ein kundiger Besucher diesen Sommer auf mein Achselzucken zum Namen die klärende Frage stellte: Ob ich denn irgendwo Schilf hätte? Na klar habe ich, im Teich - und wenn Schilf keinen Teich hat, bleibt es klein und gedrungen, wächst ganz geziemt und bildet im Beet das ganze Jahr über einen Blickfang. Gut, dass es sich ausgesät hat - auf die Idee, Schilf in Beeten zu verwenden, wäre ich nämlich im Leben nicht gekommen.

Reste von Helenium, Agastachen, Phlox und Artemisia abrotanum - hohe Stauden sind ein halbes Jahr lang für den 3D-Effekt im Garten verantwortlich. Die paar Sämlinge, die dafür auch auftauchen, verkrafte ich - und topfe sie, verschenke oder verpflanze sie an Stellen im Garten, wo noch keine Agastachen wachsen.

Wer würde denn bei so einem Anblick noch ein leeres Beet haben wollen? Leucanthemellas verlieren ihre Blüten nicht, sondern diese verwelken zu kleinen Mini-Abbildern ihrer selbst, die wie kleine braune Winterblüten in der Sonne leuchten. Dazu die Knöpfe der Monarden und im Hintergrund die Blütenstände der Molinias, die wie kleine Perlenschnüre im Licht glitzern.

Molinia arundinacea 'Transparent' wird immer eine goldbraune Herbstfärbung nachgesagt - wohl wahr, sie bleibt sogar bis in den Frühling hinein bestehen, was in einer farbarmen Umgebung wie Tiefschnee natürlich besonders schön wirkt.

Agastachen, Reste von Phlox und die kleinen schwarzen Blütenknöpfe von Kalimeris incisa 'Madiva' - Sommerastern sind wahre Helden im Staudenbeet, ohne jegliche Pflege, Rückschnitt, Anbinden oder sonstiges zieren sie von der Blüte im Juni bis zum Rückschnitt im Spätwinter; welche Staude kann das schon 9 Monate von sich behaupten?


Nochmal das Schilf, weil es gar so schön ist :-)

Und als Abschluss Deschampsia flexuosa (vermutlich), dessen Blattschopf sich als Hügel unterm Schnee abzeichnet.

3. Januar 2015

Wintergrüne Stauden

Stauden, deren Blattwerk so robust ist, dass es den Winter über nicht erfriert, welkt und verschwindet, stellen eine kleine Besonderheit dar - denn eigentlich definieren sich Stauden dadurch, dass eben gerade diese oberirdischen Teile abfrieren und sie jeden Frühling von Neuem loswachsen müssen. So tun das auch die meisten: Sie treiben im Frühling aus und welken vor dem Winter - manche schon sehr früh, gleich nach der Blüte im Frühling, andere im Laufe des Sommers und einige erst sehr spät, am Beginn der neuen Vegetationsperiode. Diese betreiben mit ihrem Laub auch in der kalten Jahreszeit Photosynthese und viele von ihnen - aber nicht alle! - nützen diesen Vorteil für eine frühe Blüte.

Für die Verwendung im Garten sind diese Pflanzen natürlich sehr interessant, denn sie ermöglichen uns, auch in der vegetationsarmen Winterzeit - die in vielen Regionen Mitteleuropas von November bis März reicht und damit fast ein halbes Jahr einnimmt - zu gestalten und keine leeren Beete betrachten zu müssen.


Im Schatten wachsen Elfenblumen (Epimedium) zusammen mit Leberblümchen (Hepatica transsilvanica).

 Naturgemäß wachsen die meisten wintergrünen Stauden im Schatten. Das ist kein Zufall, sondern Folge von geschickter Anpassung: Denn nichts ist für eine wintergrüne Stauden problematischer als Sonne, die ihre Blätter zur Verdunstung von Feuchtigkeit zwingt. Dadurch müssen die Pflanzen auch im Winter Wasser aus dem Untergrund ziehen, was bei gefrorenem Boden unmöglich ist; die Pflanzen vertrocknen. Im Schatten, selbst wenn Laubbäume im Winter lichtdurchlässiger sind, ist diese Gefahr geringer, auch wegen des Falllaubs, das einen Teil der Blätter überdeckt.

Wintergrüne Stauden in der Sonne sind meist graulaubig und haben Blätter mit fester Struktur, die nicht so leicht welken, z.B. Polsternelken (Dianthus), manche Schwertlilien (Iris), Wolfsmilcharten (Euphorbien) oder etliche Steingartenstauden und alpine Gewächse. Ausnahmen sind Bergenien, die bei Wintersonne mit Frost  aber auch mal schlapp daliegen (und sich dann wieder erholen) und einige kurzlebige Stauden wie Lichtnelken (Silene dioica), die es einfach riskieren, manche Winter nicht zu überleben, da ihr Fortbestand durch Samen im Boden ohnehin gesichert ist.


Schlangenbart (Ophiopogon) mit Cyclamen und Segge (Carex), die Hosta daneben ist schon eingezogen.


Robuste wintergrüne Stauden für den Schatten sind folgende
  • etliche Gräser, besonders aus der Gattung Carex (z.B. 'Snowline', oder C. pendula), auch Luzula sylvatica
  • viele Farne (Polystichum setiferum, Asplenium scolopendrium, Dryopteris erythrosora,...)
  • Elfenblumen (Epimedium), teilweise verfärben sie auch Richtung Gelb oder Rot
  • Immergrün (Vinca minor, Vinca major)
  • Christrosen (Helleborus)
  • Schaumblüte (Tiarella, besonders, weil sie den Boden decken), sowie deren Verwandtschaft Heuchera und Heucherella, auch Mitella und Tellima
  • Milzkraut (Chrysosplenium macrophyllum, C. davidianum, C. alternifolium)
  • Buntnessel (Lamium und auch Lamiastrum, letzteres wuchert aber)
  • Leberblümchen (Hepatica nobilis ist etwas klein, aber H. transsilvanica hat auch Fernwirkung)
  • Cyclamen (C. coum, C. hederifolium, C. purpurascens)
  • Aronstab (Arum italicum), kann in Lehmboden riesig werden!
  • Haselwurz (Asarum europaeum), deckt den Boden
  • Disporum pernyi, D. cantoniense
  • Geranium macrorrhizum
  • Ophiopogon (Schlangenbart, schwarzes Laub) 

Manche Storchschnäbel, wie hier Geranium psilostemon 'Madelon' bilden bodennahe Blätter, die in milden Wintern oder unter Schnee grün bleiben können. Für flächige Effekte sind sie aber nicht geeignet, da sie bei Frost schnell zermatschen.

Wenn man mit wintergrünen Blättern plant, sollte man, wie auch sonst im Beet, mit Gegensätzen spielen und großes Laub zu kleinem gesellen, feine Blätter mit großen Partnern kombinieren und einige Stauden flächig verwenden, da so der Effekt verstärkt wird.

Wichtig ist auch, den wintergrünen Stauden Platz zuzugestehen, da die meisten auch im restlichen Jahr sichtbar sind und daher ergänzende Stauden nicht wie etwa bei Zwiebelpflanzen als zweite Schicht darübergepflanzt werden können. Nur Cyclamen können als Unterpflanzung verwendet werden, da sie im Spätfrühling einziehen und erst im Spätsommer wieder erscheinen.




Die grünen Pflanze auf dem Bild, das ich im Dezember schon einmal im Blog gezeigt habe, sind unten angeführt. Man muss allerdings bedenken, dass es in diesem Jahr erst um Weihnachten das erste Mal Frost gab und daher einige Stauden grün blieben, die sonst schon welk wären (besonders das Kaukausvergissmeinnicht, Brunnera).
  • Brunnera macrophylla
  • Symphytum grandiflorus
  • Helleborus (Hybriden)
  • Tiarella cordifolia
  • Pentaglottis sempervirens
  • Chrysosplenium alternifolium
  • Asplenium scolopendrium
  • Vinca minor
  • Vinca major
  • Carex 'Snowline'
  • Geranium macorrhizum
  • Polystichum setiferum 'Herrenhausen'
  • Disporum cantoniense 'Aureovariegata'
  • vereinzelte Phlox

Carex, Helleborus foetidus und Polystichum setiferum bieten für Cyclamen und Hepatica schon Anfang März einen herrlich grünen Hintergrund.

Wer sehr haltbare wintergrüne Stauden wie Farne, Helleborus und Carex kombiniert, kann für Frühlingsblüher wie Leberblümchen einen fast unwirklich grünen Rahmen bieten und muss weder im Herbst, noch im Winter oder im Vorfrühling auf nackte, leere Beete blicken!

Wann man sich dann vom alten grünen Laub trennt, ist jedem selbst überlassen. Bei Farnen kann man es auch dranlassen, manchmal sieht es jahrelang (!) schön aus. Bei Helleborus empfiehlt sich wegen Pilzerkrankungen ein Rückschnitt im Spätwinter - jedenfalls bevor die neuen Blüten erscheinen, da es sonst schwierig wird, die alten Blätter ohne Unfälle herauszuschneiden (ich schreibe aus leidvoller Köpf-Erfahrung). Genauso sollte man es bei Elfenblumen halten: Rückschnitt spätestens Anfang März, wobei gegen Spätfröste und bei vorwitzigen Austrieben eine dicke Schicht aus trockenem Laub die Schutzfunktion der eigenen Blätter ersetzen kann. Einfach abrasieren kann ins Auge gehen, besonders bei empfindlichen asiatischen Frühaustreibern!

Wintergrüne Gräser sollten möglichst nicht zurückschnitten werden. Sie vertragen das nur schlecht und sehen in manchen Fällen das ganze restliche Jahr zerrupft aus. Auch beim Immergrün und bei Heucheras und Verwandten ist kein Eingriff notwendig. Auch Leberblümchen benötigen den Schnitt nicht, aber manchmal kann der Blattschopf so groß sein, dass die Blüten darunter kaum zu sehen sind, dann darf man natürlich nachhelfen.

Wenn es das Wetter zulässt, werde ich in der nächsten Zeit Beispiele für praktische und robuste Kombinationen fotografieren :-).