22. Juni 2015

Schattenstauden Ende Juni

Die Hauptsaison der Schattenpflanzen ist nun vorüber, denn das Blätterdach der Bäume ist geschlossen; deren Blätter sind zum Schutz vor der Einstrahlung nachgedunkelt und nur mehr wenige Sonnenstrahlen dringen bis zum Waldboden vor.

Für Gartengestaltung im Schatten werden nun die Blätter wesentlich, die Laubstruktur, die Laubform und die -farbe und die Wuchsform allgemein wichtiger, denn für die Pflanzen bedeutet das Dunkel, dass sich auch viel weniger Bestäuber zu ihnen verirren und daher setzen nur mehr wenige auf Blüten. Einige Stauden bilden allerdings Ausnahmen.

Anemone 'Wild Swan' ist eine Hybride aus mehreren Anemone-Arten und blüht von Juni bis in den Herbst hinein. Es ist eine sehr neue Pflanze, die vor etwa 15 Jahren entdeckt und 2011 auf der Chelsea Flower-Show ausgezeichnet wurde. Bei mir hat sie es nicht so vornehm und sie gedeiht auch, ich finde sogar, sie sieht recht wildpflanzig aus. Die Rückseiten der Blüten sind jweils abwechselnd ansprechend blau überlaufen und die gesamte Pflanze macht einen ansprechenden Eindruck, da sie einen gleichmäßigen Busch bildet und weder Ausläufer treibt noch Samen entwickelt- weshalb sie auch so lange blühen kann.

Eine weitere Ausnahme ist die Deinanthe, die zu den Hortensiengewächsen gehört und aus Asien stammt. Es gibt zwei Arten, eine aus Japan, eine aus China und einige Sorten, die Anfang Juli von Hellblaue über Weiß bis Rosa blühen. Sie bilden einen gleichmäßigen Busch und lieben feuchte, regenreiche Jahre - nur dann schaffen sie es auch zur Blüte, denn nur wenige Tage Trockenheit führen dazu, dass die Knospen vertrocknen und abfallen - das tut der Pflanze nichts, ist aber immer schade. Heuer war bis jetzt alles perfekt und die Pflanze ist hoch wie nie und voller Knospen.
Eine dunklere Variante der Deinanthe stammt aus dem Botanischen Garten in Graz. Sie treibt rötlich-orange aus, behält diese Farbe an den Stängeln und Knospen und blüht auch insgesamt dunkler. Ich habe meine Pflanze umgesetzt und sie ist wunderschön wie nie zuvor.

Die meisten Maiglöckchengewächse blühen Anfang Mai, nur einige der großen Disporum-Arten brauchen dafür länger, einfach, weil sie während der Blüte weiterwachsen - links im Hintergrund Disporum cantoniense 'Aureomarginatum' / rechts Campanula latifolia var. macrantha 'Alba', eine dankebare und standfese Glockenblumensorten, die auch im Halbschatten gut gedeiht.

Die Boehmeria, in diesem Fall im Hauptmotiv die B. tricuspis, links daneben B. platanifolia ist eine wie ich finde schöne Staude für den Halbschatten - das Argument, sie hätte etwas Brennnesseliges an sich, kann ich aber leider auch nicht von der Hand weisen - wahrscheinlich ist sie mir einfach grundsätzlich sympathisch, weil sie keine Nesselhaare hat. Ihre tief eingeschnittenen Blätter mit dem eigenartigen Zipfelchen am Ende sind jedenfalls ungewöhnlich und ihre Blüten, die erst im August erscheinen werden, sind es ebenfalls.Dazu ist sie robust und schneckenfest - wenn auch nicht sonderlich spektakulär.

Diphylleia sinensis ist wiederum eleganter. Die schönen großen Blätter - mit zwei Einschnitten ist jeweils oben und unten die namensgebende Zweiteilung angedeutet - treiben im Frühling rötlich aus und blühen dann mit hübschen weißen Schirmblüten, aus denen sich danach die jetzt zu sehenden blauen Beeren entwickeln. Diphylleia ist eine kleine Gattung mit lediglich drei Arten, die jeweils in Nordamerika, China und Japan Laubwälder besiedeln und alle mit den Elfenblumen verwandt sind. Sie mögen humosen Boden und kühle Bedingungen - wobei es der viel bekannteren D. cymosa bei mir nicht zugesagt hat.

Klassische Schattenstauden wie Hosta mag ich natürlich auch - aber ihnen fehlt die subtile Wildheit und die Stimmung, eben weil sie so sehr nach Garten aussehen, dass man sie sich nie in Wäldern vorstellen würde. Die anderen Schattenstauden hingegen, unscheinbar und meist einfach grünblättrig, zeigen die Anpassung an ihren Lebensraum ganz unmittelbar, mit großen, grünen Blättern und kleinen, unscheinbaren Blüten. Sie erzeugen die Stimmung von Wald - Funkien sind dafür uneingeschränkt schön. Beide gemeinsam klappen in Beeten optisch nur bedingt - bei mir sind sie daher bis auf wenige Ausnahmen getrennt verwendet.

16. Juni 2015

Rückblick - Tage der offenen Gartentür 2015

Nun sind sie vorbei und auch wenn viel Aufwand (nein, keine Arbeit) dahintersteckt und einiges organisiert werden will und das Wetter im Vorfeld meist nicht so ist, wie man es gut brauchen könnte, so überwiegt doch das Positive so eindeutig, dass ich schon ganz vorsichtig im Kalender auf den kommenden Frühling geblättert und auf die möglichen Daten geschielt habe. Vorerst aber gilt es einmal durchzuatmen, die vielen Komplimente sitzen zu lassen und sich zu freuen: Über eine gelungene Veranstaltung, eine Vielzahl an Gartenbegeisterten und das Wetter, das uns ein so angenehmes Gartenwochende beschert hat.

Wir möchten uns aber auch bei den vielen freundlichen Besucherinnen und Besuchern bedanken, für die freundlichen Worte, die informativen Gespräche und die vielen Ideen, die auch wir mitgeteilt bekommen haben!

Die Beete waren schon sehr hoch und wiesenhaft, aber zum Glück nicht umgekippt - daher machte sogar der Mohn einen guten Eindruck und passte gut zur hohen Glockenblume (Campanula lactiflora).

Sehr spannend finde ich jedes Jahr, welche Stauden erfragt und am häufigsten betrachtet und fotografiert werden. Manche lenken zuverlässig viel Interesse auf sich, so wie jedes Jahr unser lieber 'Spotty Dotty' oder die Hostas in den Töpfen - es erscheint noch immer vielen höchst erstaunlich, dass wir mit den Hostas im Winter wirklich nichts tun, sie einfach stehen lassen und sie trotzdem gut gedeihen.

Vom Leinkraut wussten wir schon von letztem Jahr, dass es vielen auffällt- aber heuer war auch mein überdimensional großes Mutterkraut, ewig im Garten vorhanden und für mich eine ganz  gewöhnliche Staude, oft Grund für eine Frage.


Klatschmohn, Geranium x oxonianum, Thalictrum minus ssp. minus, Calamagrostis ex. Korea

Andere Stauden, die ich als besonders eingestuft hätte, wurden weniger beachtet. So die Gillenia - sie hat wunderbar geblüht  -, die Deinanthe, die vielen Wiesenrauten und einige Blattschmuckstauden, die sich eigentlich gut präsentiert haben. Was dafür offenbar wieder mehr im Kommen ist, sind Geranium: Besonders die pinkfarbigen Sorten von Geranium psilostemon wurden von vielen bewundert.

Sehr beeindruckt waren auch alle von den Rosen, obwohl es hier eh kaum welche gibt. Ich bekam - und musste schmunzeln - einige sehr wohlwollende Kommentare zu meiner hin und wieder anklingenden Rosenkritik, aber leider wurde meine Autorität in dieser Hinsicht just in diesen Tagen von einer gigantischen rosa Rose untergraben, die mitten in einem meiner Beete steht und leider - wenig glaubwürdig für mich - gesund, wüchsig und reichblütig alle meine Vorwürfe, was an Rosen so ärgerlich sei, Lügen straft. Dass sie ausgerechnet zur offenen Gartentüre so unerhört hübsch blüht, darf nicht ungestraft bleiben: Ich habe ihren Namen noch immer nicht recherchiert und sie kann deshalb nicht mit Namen angesprochen werden (man sieht sie am Bild unten rechts... ).


Blick auf eines der Sommerstaudenbeete

Was uns besonders beeindruckt hat, waren die in vielen Fällen sehr weiten Anfahrtswege der Besucherinnen und Besucher: Wir unterhielten uns unter Staunen mit Gartenfreunden aus Niederösterreich, Kärnten und sogar Osttirol, sowie mit Begeisterten aus Deutschland, die es auf der Durchfahrt nach zwei Jahren Verpassen heuer so eingerichtet hatten, genau zu unserer offenen Gartentür hier auf halbem Weg Quartier zu beziehen.


Orlaya, Papaver, Stachys macrantha, Melica ciliata und Campanula lactiflora

Viele bekundeten Interesse an Staudenbeeten, fragten zu Anlage und Pflege und hatten Listen mit, auf denen sie Pflanzennamen notierten. Ich freue mich immer, wenn jemand im Garten neue Pflanzen kennenlernt und neue Pflanzmöglichkeiten entdeckt.

Etliche kannten auch schon den Blog und nahmen in ihren Fragen ganz gezielt Bezug auf Beiträge oder Fotos - das hat mir ganz besondere Freude bereitet, weil ich es so schön finde, wenn jemand vom anonymen Leser, vom Klick auf dem Blog, zu einer richtigen Person wird, die selber einen Garten hat und sich bei mir vorstellt. So habe ich beim Schreiben Gesichter vor mir und es motiviert mich, hier Inhalte zu verbreiten.



Der Inhalt des heutigen Beitrags dreht sich daher sehr einhellig ums Freuden - und ich möchte damit auch allen Mut machen - oder vielmehr Zweifel nehmen  - die überlegen, ihren Garten zu öffnen. Wer hin und wieder schon darüber nachgedacht hat und sich dann doch nicht entschließen konnte: Es macht Freude, es bringt neue Bekanntschaften, es macht müde... und es macht glücklich :-).

Auf einen schönen Gartensommer und viele Ideen... hier wird es heuer einige interessante Projekte geben!


Anthemis tinctoria 'Sauce Hollandaise', Linum perenne, Orlaya grandiflora

11. Juni 2015

(Offener) Garten im Juni

Kommendes Wochenende ist es wieder soweit: Unser Garten wird für zwei Tage geöffnet und meine Familie und ich sind zwei Tage auf den Beinen, um Leuten das Gärtnern mit Stauden näherzubringen. Die letzten Wochen habe ich mit dem Jäten von Winden, teilweise mit Herausnehmen zu üppiger Pflanzen und mit dem Bewundern der Beete verbracht. Und ein klein wenig Neues geplant haben wir auch... der Sommer wird im Garten einige Veränderungen bringen!

Als kleinen Überblick über die letzten zwei Wochen ein paar Bilder. Die Hitze hat den Staudenmohn leider schon weitgehend verblühen lassen und auch die Paeonien sind schon fast alle wieder durch.

Ich freue mich auf zwei sonnige Tage mit schönen Gesprächen und hoffe, einige von euch am Wochenende begrüßen zu dürfen :-).


Das Kiesbeet hat mit der selbstausgesäten Hesperis eine ungeplante Aufwertung erfahren.

Nun stehen die Storchschnäbel in Vollblüte, wie hier das dankbare und langlebige Geranium psilostemon.
Hier wurde vergangenes Jahr umgestaltet. Der rotblättrige Knöterich ist der Star der Ecke, aber auch die anderen Stauden rundherum stehen ihm um nichts nach. Das Beet liegt direkt gegenüber vom Haus und sollte daher rund ums Jahr schön sein - bis jetzt klappt es mit diesem Vorhaben.
Die Schattenbeete vertiefen jetzt ihr Grün; Blüten kommen nur mehr selten vor. Auch die weiße Pfingstrose ist nun schon verwelkt.
Das Dschungeleck wurde freigerodet und man kann die Farne nun aus der Nähe bestaunen. Der Anblick ist mir das jährliche Entfernen der Ausläufer wert.
Mamas Gemüsegarten - einer von vier oder fünf, ich weiß nicht, wie die Zählung im neuen Abschnitt beim Kompostplatz weiterläuft - präsentiert sich im Juni von seiner besten Seite - alles sprießt, vieles kann geerntet werden und einiges darf auch einfach nur blühen.
Ob die Gillenia bis zum Wochenende durchhält, weiß ich nicht - ich finde sie so wunderschön und würde hoffen, sie würde in mehr Gärten verwendet werden.
Im Schatten blüht nun das riesige Disporum cantoniense 'Aureovariegata'. Es ist eigentlich nicht sehr winterhart, aber das weiß mein Exemplar nicht. Wer Disporums nicht kennt: Sie sind so ähnlich wie Polygonatum, also Maiglöckchengewächse, und blühen eher unscheinbar mit kleinen, grünlich-gelben Glöckchen - links oben im Bild - und wachsen überhängend/aufrecht. Sehr aufsehenerregend sind sie nicht, aber aus der Nähe mag ich sie sehr.